Wie es der Name andeutet – Saigon ist der alte Name der vietnamesischen Stadt Ho-Chi-Minh-City – wird hier Küche aus dem Land in Südostasien aufgetischt. Bei so manchen Reisenden gilt die vietnamesische Küche als die beste der Welt – auf jeden Fall besticht sie durch vielfältige Aromen, frische Kräuter und Raffinesse. In Biel gab es bisher kein vietnamesisches Restaurant, was ob der wachsenden Popularität dieser Küche eigentlich erstaunlich ist.
An diesem sonnigen Septemberabend ist es noch warm genug, um draussen zu essen. Wenn es dafür bald einmal zu kalt sein wird, lässt es sich aber auch drinnen gemütlich speisen: Das «Le Petit Saigon» ist geschmackvoll eingerichtet, ohne im mancherorts verbreiteten Asia-Restaurant-Kitsch zu versinken. Trotz der mehrteiligen und etwas unübersichtlichen Karte haben wir schnell gefunden, was wir suchen: Typische Gerichte aus Vietnam, die es dort an jeder Ecke zu kaufen gibt. Zur Vorspeise teilen wir uns eine Portion Dim Sum (8.50 Fr./5 Stück). Die kunstvoll geformten Teigtaschen wurden mit Crevetten gefüllt und dann im Bambuskörbchen gedämpft. In diesem werden sie auch an den Tisch gebracht, und so steigt beim Öffnen eine heisse Dampfwolke in die Luft. Die Dim Sum stellen sich als guten Einstieg heraus: Sie bestechen mit einer Ingwernote und sind noch schmackhafter, wenn man sie in die dazu gereichte würzige Sauce tunkt.
Nun gäbe es die Möglichkeit, zu zweit ein Tisch-Barbeque zu bestellen – wahlweise mit Fleisch, Fisch oder Gemüse; dazu gibt es Reis und Sauce. Wir entscheiden uns aber einmal für die klassische Nudelsuppe Pho Bo (19.50/ 24.50 Fr. kleine/grosse Portion), die es hier jeweils von Donnerstag bis Samstag gibt. In der klaren Brühe hat es neben dünngeschnittenem Rindfleisch Gemüse und Reisnudeln, dazu serviert werden Schüsselchen mit frischen Kräutern, einem Limettenschnitz und Saucen, die man nach Lust und Laune selbst beifügen kann. Diese Zutaten sind denn auch nötig, damit die Suppe den erwünschten Pfiff erhält. Bleibt nur noch die Herausforderung, die glitschigen Nudeln mittels Stäbchen elegant in den Mund zu befördern …
Als zweite Hauptspeise ordern wir eine Vegi-Platte (23.50 Fr.) mit Reisnudeln, Frühlingsrollen und Gemüse. Das Ganze kommt hübsch angerichtet daher, die Karottenscheiben haben eine Blütenform und die Nudel-Nestchen sind mit krossen Zwiebeln und Frühlingszwiebeln garniert. Die Rollen stehen quasi sinnbildlich für die vietnamesische Küche. Entsprechend perfekt schmecken sie hier auch: Der Teig nicht zu dick, knusprig frittiert, mit einer knackigen Gemüse-Füllung. Besser geht es eigentlich nicht. Nur der Rest des Tellers kann geschmacklich nicht ganz überzeugen, es fehlt das gewisse Etwas.
Auf der Getränke-Karte gibt es unter anderem frische Kokosnüsse zum direkt daraus Schlürfen und einige asiatische Biere. Das Saigon-Bier ist zwar nicht gerade günstig (7.50 Fr./3,3dl), hilft aber bestens, um das aufkommende Fernweh noch etwas zu verstärken. Für die Dessertkarte reicht die Zeit leider nicht mehr. Der Bánh Chuoi Nuong, ein Bananenkuchen mit Kokosmilch und einer Kugel Eis (8.50 Fr.), klingt aber sehr verführerisch.
So richtige Vietnam-Stimmung ist bei diesem Besuch erst teilweise aufgekommen. Das Potenzial ist aber gross – und die Karte bietet noch einige Leckereien zum Ausprobieren.
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«Le Petit Saigon»
Karte: Vietnamesische Küche, von der klassischen Nudelsuppe Pho Bo bis zum Tischgrill für zwei.
Preis: Die Hauptgerichte kosten zwischen 17 und 44 Franken.
Ambiente: Bunte Papierlampions, eine Tapete mit Blättermotiv – bei der Einrichtung haben die neuen Gastgeber ein gutes Händchen bewiesen.
Aufgefallen: Die Bedienung ist etwas schüchtern, aber sehr freundlich. cst
Info: Marktgasse 7, 2502 Biel. Tel. 032 501 57 68. Öffnungszeiten warme Küche: Mo 18 bis 21 Uhr. Di/Mi 12 bis 14.30 Uhr / 18 bis 21 Uhr. Do/Fr 12 bis 14.30 Uhr / 18.30 bis 22 Uhr. Sa 12 bis 15.30 Uhr / 18 bis 21 Uhr.
