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À Table

«Löwen» in Bangerten: Ein Hohelied auf die Quitte

Die junge Wirtin Julia Pfäffli, die bereits beim «Chrüteroski», in André Jägers «Fischerzunft» (19 Gault-Millau-Punkte) und im «Suvretta House» in St. Moritz (15 Punkte) gekocht hat und nun den «Löwen» in fünfter Generation führt, geniesst eine enorme Medienpräsenz, und zwar schweizweit.

Bild: zvg/facebook

von Andrea Butorin

Pfäffli legt hohen Wert auf regionale, gar hauseigene Produkte, denn die Familie betreibt auch einen Bauernhof.

Das schürt hohe Erwartungen. Beim Eintreten in die volle Stube eine kleine Irritation: Unsere Reservation ist vergessen gegangen. Doch das Servicepersonal organisiert die Tischordnung rasch um, und wir kriegen einen Vierertisch. Zum Einstimmen gönnt sich die Damenrunde einen Prosecco mit Quittensirup (à 8 Franken) – spritzig und nicht so süss.

Die Karte wird gereicht: Auf nur zwei Seiten haben eine Menge verlockender Speisen Platz.

Als Vorspeise wählen wir zweimal einen halben Tomme im Speckmantel gebraten, mit Aprikosenchutney und einem Salatbouquet (15 Franken). Der grüne Salat ist etwas lieblos angerichtet und der Käse ist kalt, er mundet aber in Kombination mit Speck und Aprikosen dennoch vorzüglich. Die Kollegin wählt die Tagessuppe, eine Kürbissuppe (à 5.50 Fr.) Sie ist sahnig, fein, und da ausschliesslich Kürbis verwendet wurde, vielleicht eine Spur zu mild.

Beim Hauptgang ist für alle klar: Es muss Wild sein. Wir wählen einmal Rehpfeffer (28 Franken), einmal Rehschnitzel an Pilzrahmsauce (39 Franken) und einmal den Wildbeilagenteller (25 Franken). Das Fleisch beim Pfeffer schmeckt gut, einzig die Sauce ist nicht ganz so wie erwartet – vielleicht etwas wenig «chüstig», «pfeffrig» eben. Die Beilagen sind Silberzwiebeln mit Croûtons, Rosenkohl, Rotkraut, Birnenschnitze, ein halber Apfel mit Preiselbeeren sowie ein Quittenstück. Dazu wird eine grosse Pfanne mit luftig-frischen Spätzli für alle gereicht.

Das Rehschnitzel ist zart, doch die Kollegin ist enttäuscht, dass das Fleisch schnell kalt wird, weil der Teller bereits kalt serviert wurde.

Zum Wild empfiehlt uns die Bedienung den Monatswein, einen Houmagne Rouge aus dem Wallis (1 dl à 7 Fr.). Sie hat recht – der kräftige und dennoch nicht zu schwere Rotwein ergänzt unsere Wildgerichte vorzüglich. Was uns etwas irritiert, ist die Aussage in der Karte zum Leitungswasser. Zwar sei dieses gratis, doch zum Servieren der ersten Karaffe würden 4 Franken verrechnet. Wir nehmen das hin, finden es allerdings kleinlich.

Natürlich wagen wir nach dem Essen einen Blick in die Dessertkarte, und natürlich können wir nicht widerstehen. Es darf einmal Kirschenkompott mit Sauerrahmglacé sein (10 Franken) und einmal ein Tiramisu mit Saisonfrüchten, das heute aus Quitten hergestellt wurde (10 Franken). Es dauert sehr lange, bis das Dessert serviert wird. Doch das Eis ist perfekt, cremig und leicht sauer. Quitten sind eine originelle Zutat für ein Tiramisu und munden ebenfalls, doch für die Masse wurde wohl zu viel Mascarpone verwendet, sie ist etwas pampig. Zum Abschluss muss ein Verdauerli her: ein Mirabellenschnaps von den hauseigenen Früchten (à 4.30). Auch wenn die hohen kulinarischen Erwartungen nicht ganz erfüllt worden sind; genossen haben wir das Essen und den Abend allemal.

Wirtschaft zum Löwen

Karte: Klein und täglich wechselnd, währschafte Küche, aktuell gibt es Wild.

Preis: Hauptgerichte um die 30 Franken.

Ambiance: Schlicht. Caramelfarbenes Täfer, weisse Vorhänge und Tischdecken.

Kundschaft: Zahlreich; Gourmets und Dorfbewohner.

Aufgefallen: Aktuell ist Wildsaison, Quitten sind auf der Karte gut vertreten. 

Info: 3256 Bangerten, 031 869 02 30, www.loewen-bangerten.ch.

Öffnungszeiten: im Winter Di–Sa, im Sommer Mi–Sa, von 9 bis 23.30 Uhr.

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