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À Table

Rostige 
Nägel, die schmecken

Eine Beiz namens «Roschtig Nagu»? Was einem da wohl erwartet? Wer Handfestes und Währschaftes vermutet, liegt genau richtig.

Andrea Butorin, Stv. Ressortleiterin Region

Einst hiess das in Schnottwil und damit am Tor zum Buechiberg gelegene Restaurant «Zum Rössli» und war laut der aktuellen Wirtin Christine Stoller «eine Spelunke». Sie erblickte darin jedoch Potenzial und erfüllte sich mit der Übernahme vor drei Jahren einen Traum. Den Namen erhielt die Beiz, weil beim Aufräumen und Herrichten so einige rostige Nägel aufgetaucht seien. Als Reminiszenz findet sich auch heute noch der eine oder andere Nagel am und im Restaurant. Es gilt deshalb, die Augen offen zu halten.

Als wir das Lokal betreten, empfängt uns Christine Stollers Tochter Monia Loretan. Freundlich weist sie uns einen Tisch zu und entschuldigt sich vorbeugend für die kommenden paar Minuten des Wartens, denn die Gaststube ist an diesem Mittwochabend sehr gut gefüllt (was laut Insidern oft der Fall ist, auch mittags). Wir gönnen uns zunächst einen solchen – zweimal Aperol Spritz (à 7.50 Fr.). Derweil schmökern wir in der Karte, die an ein Holzbrett angeheftet und durchgehend auf Dialekt verfasst ist. Ob das Verständnisprobleme verursacht? Bei den anwesenden Gästen jedenfalls nicht, und die Gefahr, dass sich eine hungrige chinesische Reisegruppe in den Buechiberg verirrt, scheint gering.

Kulinarische Überraschungen sind auf der Karte keine auszumachen. Schade, dass der portugiesische Koch gerade ausgefallen ist und seine Spezialitäten nicht kochen kann (siehe Infobox). Doch auch das Währschafte stösst auf Interesse: Rasch fällt die Wahl einmal auf das «Hagu-Hans-Gotlett are Biersauce mit Schpäck-Härdöpfu, garniert mit iigleite Frücht» (à 28.50 Fr.). Das Vis-à-vis wählt «Chüngu-Läberli mit Rösti» (26 Franken).

Als Vorspeise bestellen wir einen Salat – einmal grün (à 6.50 Fr.), einmal gemischt (à 8.50 Fr.). Dieser kommt bald einmal daher: frisch und ohne Chichi. Beim Gemischten finden sich nebst grünem Salat Kabis, Karotten, Tomaten und Gurken auf dem Teller. Toll sind die Saucen. Es werden drei kleine Einmachflaschen mit selbst gemachtem Dressing gereicht: French-Curry, Honig-Lavendel und italienisch. Wir testen die ersten beiden und sind erfreut.

Wir wurden schon vorgewarnt, dass die Hauptgerichte «rächti» Portionen sein werden. Diese lassen nicht lange auf sich warten. Das «Hagu-Hans»-Kotlett ist ein grosser Mocken Fleisch, der leider ein wenig trocken geraten ist. Vermutlich deshalb, weil wir uns beim Salat «verplaudert» haben und die Küche somit warten musste. Zum Glück gibt es die interessante Biersauce dazu. Sehr gut schmecken die Bratkartoffeln, die mit Speck und massvoll verwendeten Zwiebeln versehen sind. Liebhaber von süss-salzigen Speisen werden auch an den eingelegten Äpfeln, Birnen und Pflaumen Freude haben.

Das Gegenüber schwärmt von den zart gebratenen Läberli an würziger Sauce sowie der Rösti, die nicht nur aussieht comme il faut, sondern auch so schmeckt. Das Geheimnis der Sauce will sich Christine Stoller nicht entlocken lassen: Sie verrät einzig, dass sie mit einem «Gutsch» Whisky verfeinert wird.

Da wir uns auf einen halben Liter Wein beschränken möchten, empfiehlt uns Monia Loretan den Senza Parole Jahrgang 2017, ein süditalienischer Rotwein, vertrieben von der Nicola Barese Sagl aus Giubiasco. Daran gibt es nichts auszusetzen: ein typischer fruchtig-leichter Primitivo. Während wir noch werweissen, ob wir Wasser «mit» oder «ohne» möchten, schlägt sie eine Karaffe Hahnenwasser vor, die uns nicht verrechnet wird. Nach dem Hauptgang gesellt sich Christine Stoller, die an jenem Abend in der Küche aushelfen musste, auf einen kurzen Schwatz zu uns.

Auf ein Dessert verzichten wir, dafür gönnen wir uns einen Grappa aus Malvasia-Trauben (10 Franken), der in einem aussergewöhnlich geformten Glas serviert wird. Ein gemütlicher Abend findet hier sein Ende, und dass es uns eigentlich noch gar nicht nach Hause zieht, spricht für das Schnottwiler Lokal.

E-Mail: abutorin@bielertagblatt.ch

Info: Restaurant Roschtig Nagu, Bernstrasse 62, Schnottwil. Tel: 032 353 12 73; www.roschtig-nagu.ch. Öffnungszeiten: Mo, Mi und Do: 9-14 Uhr und 17-23.30 Uhr. Di: 9-14 Uhr. Fr: 9-14 Uhr und 17-0.30 Uhr. Sa:
17 bis 0.30 Uhr.

 

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«Roschtig Nagu», Schnottwil

- Karte: Währschafte Gerichte wie Hohrückensteak, paniertes Schnitzel, Bauernbratwurst, aber auch Vegi-Gerichte oder Eglifilets sowie kleinere Gerichte. Ab Oktober gibt es Wild- und Trüffelspezialitäten. Als Spezialität des Hauses gilt die Charbonnade. Mittags gibt es ein Menü für 16.50 Fr.

- Preis: Günstiges bis mittleres Preissegment.

- Ambiente: Rustikal und gemütlich, viel Holz, spärliche Deko.

- Hier kocht: Normalerweise der derzeit ausgefallene Portugiese Avelino Cristoavo. Ist er da, gibt es zudem portugiesische Spezialitäten. ab

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