Sie sind hier

Game-Review

«Gears of War 4»: Wie der Vater, so der Sohn

Die «Gears of War»-Reihe steht für knackige Action, bei der es ordentlich zur Sache geht. Auch der vierte Teil erfindet das Rad nicht neu, sondern hält an den alten Tugenden fest. Die Geschichte ist dabei immer noch Nebensache, wird aber spektakulär und mit viel Humor in Szene gesetzt.

Wie der Vater, so der Sohn, Bild: zvg

von Simon Dick

Vor 25 Jahren war auf dem Planeten Sera die Hölle los. Die blutrünstigen Locust, die aus dem Erdinnern kamen und die Menschheit unterjochen wollten, wurden erfolgreich zurück geschlagen. So dachte man zumindest. Denn die angeblich vergrabene Höllenbrut entführt Menschen aus den Dörfern, um sie als Wirt zu missbrauchen. Das Ergebnis sind noch stärkere Bestien, die hässlicher und aggressiver nicht sein könnten.

Ran an den Monster-Speck
Serienheld und Testosteron-Vorzeigemodell Marcus Fenix ist im Ruhestand und will eigentlich von alldem nichts wissen. Doch sein Sohn JD braucht seine Hilfe, als er und seine Freunde nicht nur von der neu geformten Regierung wegen Diebstahls verfolgt werden, sondern auch mit der neuen Bedrohung aus dem Erdinnern konfrontiert werden. Kurz: Die Neulinge stecken in Schwierigkeiten und da kann nur noch das Vatertier helfen, der grimmig zur Waffe greift und mitzieht.

Die Story ist flach, die Charaktere sind eindimensional, so dass man die Dramaturgie schnell nicht mehr beachtet. Das ist für den vierten Teil der Franchise aber kein Problem. Denn beim Deckungs-Shooter zählt die knackige Action, die den Bildschirm erzittern lässt. Hirn aus und ran an den Monster-Speck! Die belanglose Geschichte wird dafür sehr unterhaltsam und mit einer grossen Portion Humor erzählt. Während einige Dialoge zum Schmunzeln verleiten, sind andere Gags peinlich und lassen sich direkt in der Macho-Schublade ablegen.

Neuerungen gehen unter
Serienveteranen werden mit kleinen aber feinen Neuerungen beglückt: Neu werden im Stellungskampf Hinweise eingeblendet, wohin man sich als nächstes begeben kann. Feinde können nun auch hinterrücks aus ihrer Deckung gezerrt werden, um sie dann im Nahkampf zu eliminieren. Das sind nette Möglichkeiten, werden aber in der Hitze der Gefechte oft einfach nicht beachtet oder vergessen. Denn wenn eine Horde blutrünstiger Gegner auf die Truppe zustürmt, ist schnelles Reagieren erforderlich. Selbstverständlich gibt es auch viele neue Waffen, mit der man es ordentlich krachen lassen kann.

Auch rasante Fahrzeugeinlagen und der regelmässige Kampf gegen das stürmische, oft tödliche Wetter auf dem gebeutelten Planeten sorgen für Abwechslung. Wenn ein Sturm tobt, der Gegenstände durch die Luft wirbelt, sowie Blitze auf die Gruppe loslässt und dabei feindliche Gegner zusätzlich für Stress sorgen, kommt Stimmung auf.

Ansonsten ist alles wie gehabt: Ballern, Deckung suchen, Feind flankieren, Ballern, Deckung suchen und ab und zu zum Nahkampf übergehen, um die Kettensäge anzuwerfen und für digitale Blutspritzer zu sorgen. Das Spiel ist zurecht erst ab 18 Jahren freigegeben.

Man bekommt, was man erwartet
Fazit: «Gears of War 4» hat einen zähen Einstieg, der sich in die Länge zieht. Der Anfang wirkt befremdlich und die neuen Charaktere, die in die Geschichte hineingeworfen werden, sind langweilig und voller Stereotypen. Doch nach zwei Stunden Spielzeit zeigt der vierte Teil endlich seine Muskeln. Die Figuren erhalten etwas mehr Tiefe und die Action gewinnt richtig an Fahrt. Auch optisch wird ordentlich etwas geboten. Die vom Krieg gebeutelten Areale sind mit vielen Details versehen und laden zum Erkunden ein, wenn da nicht die Daueraction wäre. Auch wenn der Spielablauf sehr repetitiv ist, bekommt man als Spieler genau das, was man auch erwartet: Eine knallharte Deckungs-Shooter-Orgie, die bestens unterhält, aber nicht lange in Erinnerung bleiben wird. Wer nach der Hauptgeschichte noch nicht genug hat, kann sich im Multiplayer-Modus so richtig austoben.

«Gears of War 4» ist erhältlich für Xbox One und Windows 10. Freigegeben ab 18 Jahren.
 

Nachrichten zu Games »