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Videospiel

Hinein, hindurch und darüber hinaus

«No Man’s Sky» ist ein Spiel über die Einsamkeit und die Frage, wie lange man es mit ihr aushält. Über 18 Trillionen Planeten warten darauf, entdeckt zu werden. Eine unendliche, aber auch monotone Reise wartet.

Ein riesiges Universum wartet auf seine Entdeckung, Bild: zvg
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Simon Dick

Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2016. Dies ist ein Abenteuer ohne Ende. 18 Trillionen Planeten warten darauf, entdeckt zu werden. 18 Trillionen. Eine Trillion ist eine 1 mit 18 Nullen. Oder um es mit einfachen Worten zu beschreiben: unendlich viele Planeten. So viele, dass man sich sein ganzes Leben lang diesem Videospiel widmen könnte und dabei nur einen Bruchteil dieses virtuellen Universums entdecken würde.

Faszinierende Technik
Wie ist das technisch möglich? Die Entwickler von «Hello Games» (siehe Zweittext weiter unten) haben nicht jeden einzelnen Planeten von Hand kreiert und mit Details versehen. Sie haben vielmehr ein Computerprogramm, einen Algorithmus entwickelt, der per Zufallsprinzip die Planeten kreiert. Flora und Fauna und andere Details werden somit in einem virtuellen Baukasten zusammengewürfelt. Das bedeutet, dass der Spieler Planeten entdecken wird, die selbst die Entwickler noch nie gesehen haben und welche vielen Spielern auf dieser Welt ebenfalls fremd sein werden. Faszinierend.

Vieles ist unbekannt
Um was geht es eigentlich? Die Reise beginnt auf einem Planeten, auf dem man gestrandet ist. Warum man dort ist und in welche Rolle man schlüpft, das ist unbekannt. Schnell wird aber klar, dass man sein kleines Raumschiff reparieren muss, um den Planeten zu verlassen. Dazu muss man sich in der Egoperspektive auf der fremden Welt umsehen und bestimmte Mineralien finden, diese abbauen und miteinander kombinieren, um Einzelteile anzufertigen, mit denen man dann sein Raumschiff reparieren kann. Doch so einfach geht das nicht. Die Lebenserhaltungsanzeige des Raumanzugs muss ebenso beobachtet werden, wie die Funktionsfähigkeit seiner Waffe. Denn nicht alle Bewohner und Wesen auf den Planeten sind freundlich gesinnt. Und der Jetpack hat auch nicht immer genügend Energie, um sich in luftiger Höhe elegant fortzubewegen.

Hat man dann mit viel Geduld alles repariert und ist bereit für die Weiterreise, beginnt ein intensiver Sog den Spieler zu umarmen. Der Aufstieg in die Atmosphäre, hinein ins tiefe Unbekannte ist berauschend. Ein Gefühl der totalen Freiheit breitet sich aus. In einem kleinen, engen Raumschiff fliegt man nun im dunklen, kalten Weltraum herum und darf sich sein eigenes Ziel in der faszinierenden Unendlichkeit auswählen.

Sich einfach treiben lassen
Getrieben von einer melancholischen Musik, reist man durch das Universum und peilt irgendeinen Planeten an, um dort zu landen und die unbekannte Welt zu entdecken. Das muss aber nicht sein. Man kann sich auch einfach in der schwarzen Einsamkeit treiben lassen, den Asteroiden ausweichen, mysteriöse Signale empfangen und sich mit Weltraumpiraten auseinandersetzen oder selber ein Schurke werden. Der Spieler oder die Spielerin ist völlig frei. Hat man sich dann doch für einen Planeten entschieden, beginnt der faszinierende Abstieg in eine neue Welt. Dort angekommen, trifft man auf kuriose Tiere, die man jagen kann, unbekannte Pflanzenarten, Bewohner mit denen man Handel betreiben und kommunizieren kann und Landschaften, wie man sie sich selber nicht schöner ausmalen könnte.

Die Monotonie klopft an
In den ersten Spielstunden ist «No Man’s Sky» so faszinierend und eindringlich, dass man die Welt um sich herum vergisst. Man fühlt sich als Entdecker, ist stolz darauf, wenn man auf einer unbekannten Welt Fuss fasst und sie erforschen darf. Und immer wieder ist da dieses Gefühl, winzig und bedeutungslos zu sein. Denn man hat nur einen klitzekleinen Bruchteil von der ganzen Galaxis gesehen. Man will mehr, macht sich wieder auf die Reise und findet sich wieder auf noch exotischeren Welten mit einfacher aber faszinierender Optik.

Doch nach vielen, vielen Spielstunden schlägt die Monotonie zu, klopft laut an die Fensterscheibe des Cockpits. Die Faszination lässt nach. Man erkennt die eigentlich simple Mechanik hinter diesem Spiel, die am Anfang so sehr in ihren Bann zog. Auch das eigentliche Spielziel (das Zentrum des Universums soll erreicht werden) kann die Motivation nicht mehr wiederbeleben. Die Lethargie beginnt. Man will nicht mehr. Die Einsamkeit ist nicht mehr auszuhalten. Zurück bleibt aber die Erinnerung an unvergessliche Stunden, in denen man mit Glücksgefühlen überschüttet wurde.

Info: «No Man’s Sky» ist erhältlich für Playstation 4 und PC. Freigegeben ab 7 Jahren.   

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Überflutete Büroräume und verschobene Termine
«Hello Games» ist ein britisches Entwicklerstudio aus dem englischen Guildford. «Hello Games» wurde im Februar 2008 von ehemaligen Mitarbeitern von Entwicklerstudios wie «Criterion Games», «Electronic Arts» und «Kuju Entertainment» gegründet. Ihr erstes Computerspiel «Joe Danger» war ein Side-Scroller mit Elementen aus Rennspielen und Jump’n’Runs, welches im Juni 2010 für die Playstation 3 erschien. Im selben Jahr gewann «Hello Games» einen Preis als bestes neues Studio und als bestes kleines Studio.
Im September 2010 zählte der britische Guardian sie in einer Liste der 100 innovativsten und kreativsten Firmen der letzten zwölf Monate auf.

Am 24. Dezember 2013 wurden die Büroräume des Studios aufgrund eines übergetretenen Flusses überflutet. Laut den Entwicklern sollen alle Gegenstände in den Büroräumen zerstört worden sein. Durch eine regelmässige Datensicherung wurde jedoch kein Entwicklungsfortschritt verloren. Der materielle Schaden war gross, das Spiel aber gesichert.

Fast zweieinhalb Jahre später, am 21. Juni 2016, sollte «No Man’s Sky» für die Playstation 4 und Microsoft Windows erscheinen. Dieser Termin konnte jedoch nicht eingehalten werden, da das Spiel noch mehr Entwicklungszeit benötigte. Am 27. Mai desselben Jahres gab der führende Designer Sean Murray bekannt, dass das Spiel auf den 9. (in den USA) beziehungsweise 10. August (in Europa) verschoben wurde.

Am 8. Juli 2016 schlossen die Entwickler die Arbeiten an der Veröffentlichungsversion ab. Seit dem wird an Updates gearbeitet, die neue Spielmöglichkeiten liefern sollen.

Insgesamt bestand das Team aus 15 Personen, die vier Jahre an dem Spiel arbeiteten. sd

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