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Frag Papa

Was ich dir über die Zahnfee erzählt habe – und was ich dir eigentlich gerne sagen würde!

Unser Online-Redaktor ist Vater eines 5-jährigen Mädchens, das gerade sehr viele Fragen zum Leben hat. In der neuen Rubrik „Frag Papa“ erzählt er in loser Folge, wie er seiner Tochter die Welt erklärt – und hofft auf Tipps, wie er es hätte besser machen können.

Wie man richtig Zähne putzt, lernen Kinder in der Schule. Aber was sollten sie über die Zahnfee wissen? symbolbild: keystone

von Parzival Meister

Der hat lange genug gewackelt, gestern war es soweit. Meine Tochter hat mal wieder einen Zahn verloren. Und hat sich gesorgt. Nicht etwa, weil sie einen Zahn weniger hat. Sie beschäftigte sich mit der Frage, wo sie den Zahn am besten deponiert, dass ihn die Zahnfee auch ja findet.

„Papa, wenn ich ihn ins Zahnchischtli lege und den Deckel drauf tue, kann ihn die Zahnfee trotzdem finden?“ Ja sicher findet die Zahnfee deinen Zahn im Chischtli, versuche ich sie zu beschwichtigen. Doch die Zweifel blieben und eine lange Diskussion über den besten Platz zum Deponieren des Zahnchischtlis war entfacht. Ich plädierte für das Nachttischli, sie für „unter dem Kopfkissen“.

Am Ende hat sie mit dem Argument durchgesetzt: „Ist das mein oder dein Zahn Papa?!“

Beschäftigt hat mich am Ende sowieso ein anderer Aspekt unserer Diskussion. Denn während des Gesprächs fragte mich meine Tochter: „Papa, gibt es überhaupt eine Zahnfee? Oder legst du das Geschenk hin?“

Ich musste einen Moment nachdenken…


Was ich meiner Tochter dann gesagt habe:

Alessia, was meinst du? Sehe ich etwa aus wie eine Zahnfee?

Nein Papa. Aber vielleicht gibt es gar keine Zahnfee?

Ich glaube schon, dass es die Zahnfee gibt. Aber was meinst du?

Ich glaube auch, dass es sie gibt.

Und damit hast du vollkommen recht.


Was ich meiner Tochter eigentlich antworten wollte:

Liebe Alessia

Es tut mir leid, dass ich dich schamlos belogen habe, was die Zahnfee betrifft. Dasselbe gilt übrigens auch für den Osterhasen und das Christkind.

Aber weisst du was, ich schäme mich nicht deswegen.

Kinder besitzen eine ganz besondere Fähigkeit, die den meisten Erwachsenen fehlt: der Glaube. Ich rede von der Fähigkeit, an etwas zu glauben, dass man weder sehen noch anfassen kann. Deine Grenze zwischen Fiktion und Realität ist verschwommen. Deine Fantasie-Welten und –Figuren sind für dich so real wie das Leben. Und es ist dein Recht als Kind, diese Fantasien zu leben.

Als Erwachsene wirst du alles hinterfragen. An was du glauben wirst, weiss ich heute noch nicht. Die Existenz der Zahnfee wird es definitiv nicht sein. Du wirst wissen, dass ich es war, der deinen Zahn durch ein Überraschungs-Ei ersetzt hat. Ich habe dabei weder einen Zauberstab noch Feenstaub eingesetzt.

In deiner Wahrheit kam mitten in der Nacht eine Fee ins Zimmer geflogen, hat ihren Zauberstab geschwungen, es hat gefunkt, Sterne sind durchs Zimmer geflogen, dein Zahn begann zu leuchten und puff, plötzlich war die ein Überraschungs-Ei.

Es sind diese magischen Momente, die deine Kindheit ausmachen. Den kalten Pragmatismus wirst du früh genug kennenlernen. Als Erwachsene wirst du solchen Momenten nicht mehr so viel abgewinnen, wie du es heute tust. Und glaube mir, ich wäre manchmal froh darum, die Welt durch deine Augen sehen zu können.

Halt möglichst lange an deiner Fantasie fest! Und bau dir deine Welt, widdewidde wie sie dir gefällt…


Sollte man Kindern die Realität verschweigen? Sollte man sie wirklich in falschem Glauben über gewisse Dinge lassen? Ich finde ja, aber was denken Sie? Wie gehen Sie mit dem Thema Christkind, Osterhase und Co. um? Ich freue mich auf Ihre Kommentare.

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