Sie sind hier

Abo

Schernelz

«Es ist eine wahnsinnige Ehre»

In der neuen Ausgabe des Gault Millau ist das kürzlich wiedereröffnete Restaurant Aux Trois Amis zum ersten Mal aufgeführt. Mitinhaberin Cynthia Lauper erklärt, warum sie so überrascht war und weshalb die Auszeichnung für das junge Team wichtig sein wird.

«Neue Kreationen schaffen, etwas ausprobieren und mutig sein»: Mit diesem Rezept wollen Cynthia Lauper und ihr Küchenchef Marc Joshua Engel die Gäste überzeugen. Daniel Müller

Interview: Jana Tálos

Cynthia Lauper, im Juni erst haben Sie Ihr Restaurant «Aux Trois Amis» in Schernelz eröffnet. Nun stehen Sie im neuen Gault Millau-Führer und das gleich mit 13 Punkten. Wie geht so etwas?

Cynthia Lauper: Keine Ahnung. Wir waren ja auch total überrascht, als wir davon erfahren haben. Wir dachten uns: Was? Wann waren die denn da? Wir haben überhaupt nichts mitbekommen!

Wie fühlt sich das an, wenn man mit seinem ersten eigenen Restaurant gleich eine solche Bewertung erhält?

Es ist natürlich eine wahnsinnige Ehre und auch eine Art Belohnung für all die Energie, die wir in dieses Restaurant gesteckt haben. Aber wir waren eben auch überrascht, weil wir uns ja eigentlich gar nicht für den Gault Millau angemeldet hatten.

Wie sind die denn auf Sie aufmerksam geworden? Haben Sie so viel Werbung gemacht?

Nein, eigentlich nicht. Es hängt vielleicht damit zusammen, dass man meinen Vater Daniel Lauper, der ja gleichzeitig auch das Restaurant Palace in Biel führt und bereits Punkte hat, sehr gut kennt. Es könnte aber auch sein, dass Leute auf Gault Millau zugegangen sind und gesagt haben: Hey, dieses Restaurant ist toll, das muss unbedingt rein. Wir werden es wohl nie erfahren.

Der Gourmet-Führer wurde vor zweieinhalb Wochen veröffentlicht. Seid ihr in den Tagen danach gleich überrannt worden?

Nein, da hat sich eigentlich nicht viel geändert. Es war wie immer: Wenn schönes Wetter war, dann kommen mehr Leute wegen unserer schönen Terrasse und dem Ausblick über den Bielersee.

Macht es da überhaupt einen Unterschied, ob man Gault-Millau-Punkte hat, oder kommen die Leute sowieso?

Ich glaube im Sommer, wenn hier sowieso viel los ist, hat das keinen grossen Einfluss. Im Hinblick auf den Spätherbst und den Winter könnten diese 13 Punkte aber sehr hilfreich sein.

Inwiefern?

Zu dieser Zeit ist der Wanderweg weniger gut besucht. Da erhoffen wir uns, dass die Leute gerade wegen des Essens zu uns hinaufkommen. Der Gault Millau wird doch von vielen Leuten gelesen und da denke ich, werden einige Gäste kommen, die vielleicht ohne diese Auszeichnung nicht gekommen wären.

Das getestete Menu wurde vor allem wegen seiner überraschenden Komponenten gelobt. Insbesondere wegen Kreationen wie «Aprikosen und Erbsen an Gurkenjus» oder der «Kombination von Himbeeren und Fenchel» im Dessert. War das ein Zufall oder sind Ihre Menus immer so speziell?

Nein, das war kein Zufall. Das ist sogar Absicht. Mann muss wissen, dass wir hier zweigleisig fahren: Zum einen haben wir die Klassiker auf der Karte. Zum anderen haben wir die Geschichte mit diesem Überraschungsmenu, das eben tatsächlich überraschen soll. Zum Beispiel mit einer Fruchtkomponente im Hauptgang oder mit einem Gemüse im Dessert, das man so sicher nicht erwartet hätte. Im Moment verwenden wir gerade Randen in der Nachspeise.

Randen im Dessert? Schreckt das die Gäste nicht ab?

Bis jetzt waren die Reaktionen positiv. Viele sagen dann: Das hätte ich so wahrscheinlich nie bestellt, aber im Menu hat es einfach gepasst. Und das ist genau das, was wir erreichen wollen: Die Leute abholen und dazu bewegen, etwas Neues, Unerwartetes zu probieren.

Ist dieses «Unerwartete» jetzt so etwas wie das Markenzeichen des «Aux Trois Amis»?

Ich denke, das ist eine Handschrift, die unser Küchenchef Marc Joshua Engel schon in Bern, im Restaurant &Söhne entwickelt hat. Und die wollen wir auch hier weiterziehen. Sie unterstreicht auch unsere Philosophie.

Die da wäre?

Wir arbeiten in erster Linie mit regionalen und saisonalen Produkten. Fische aus dem Bielersee, Fleisch von der St. Petersinsel. Also mit dem, was uns hier zur Verfügung steht. Daraus versuchen wir dann, neue Kreationen zu schaffen, etwas auszuprobieren, mutig zu sein. Und ich denke, wenn man so jung ist wie wir, dann muss man das auch.

Zumindest die Gastrokritiker haben Sie mit dieser Einstellung bereits überzeugt. Was dürfen wir im nächsten Jahr erwarten? Streben Sie weitere Gault Millau-Punkte an?

Ja, wir möchten weiterkommen. Unser Ziel sind 15 Punkte und im Winter ein stetig gefülltes Restaurant. Für uns ist wichtig, dass wir die Leidenschaft und den Spass am Ganzen nicht verlieren.

*   *   *   *   *   *   *   *

Die «drei Freunde»

Cynthia Lauper (27) ist in Seedorf aufgewachsen und hat eine Kochlehre absolviert. Später machte sie die Ausbildung zur diplomierten Sommelière. In dieser Zeit lernte sie ihren jetzigen Partner Marc Joshua Engel (27) aus Konstanz kennen, der im Restaurant Meridiano in Bern kochte. Vor der Eröffnung arbeitete sie eine Weile im Restaurant Palace in Biel, wo ihr Vater Daniel Lauper (52) als Geschäftsführer tätig ist. Im Juni 2016 übernahmen die «drei Freunde» gemeinsam die Pacht des Restaurants «Aux Trois Amis» in Schernelz. jat

Nachrichten zu Seeland »