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Bern

Die Schweiz darf einen Stern taufen

Umkreist bald ein Planet namens «Raclette» einen Stern namens «Fondue»? Die Schweizer Bevölkerung darf über den Namen für einen Exoplaneten und seinen Stern abstimmen.

Nobelpreisträger Michel Mayor überwacht die Namenssuche. Bild: Keystone

Gerade ist die Schweiz um zwei Nobelpreisträger reicher geworden: Die Genfer Astronomen Michel Mayor und Didier Queloz entdeckten den ersten Exoplaneten. Es blieb nicht der einzige. Einen dieser fernen Planeten und seinen Stern darf die Bevölkerung in der Schweiz nun benennen.

Die überraschend grosse Anzahl Vorschläge habe das Komitee an die Leistungsgrenzen gebracht, schrieb Christian Wernli von der Schweizer Astronomischen Gesellschaft (SAG-SAS) auf Anfrage. Fast 1500 Namensvorschläge gingen nach dem Aufruf der SAG ein, einen klingenden Namen für den Exoplaneten «HD130322 b» und für seinen Stern zu finden. Sie befinden sich im Sternbild Jungfrau.

Die Jury, zu der auch Michel Mayor zählt, wählte die besten zwölf Vorschläge. Darüber wiederum darf man nun in der Schweiz bis zum 10. November online abstimmen. Unter den Vorschlägen finden sich Namenspaare wie «Raclette» und «Fondue», «Chasperli» und Globi» oder – passend zum Sternbild Jungfrau – «Eiger und Mönch».

Von der Schweiz aus ist der Stern auch mit kleinen Teleskopen sehr gut zu erkennen, obwohl er gut 100 Lichtjahre weit entfernt ist, schrieb die SAG gestern. Der Exoplanet selbst ist allerdings auch durch die grössten Teleskope nicht sichtbar.

Entdeckt wurde er 1999 von einem Genfer Astronomenteam um Michel Mayor, der zusammen mit Didier Queloz 1995 den ersten Planeten bei einem sonnenähnlichen Stern («51 Pegasi») ausserhalb des Sonnensystems nachwies. Die beiden Genfer Astronomen erhielten dafür den diesjährigen Physik-Nobelpreis. In den Jahren danach wiesen sie weitere Exoplaneten bei anderen Sternen nach, darunter auch «HD130322 b». Der Exoplanet hat mit der Erde wenig gemein: Er hat etwa die Masse des Jupiters, ist wahrscheinlich wie dieser ein Gasplanet und kreist sehr nah um seinen Stern: kein geeigneter Ort für Leben, wie wir es kennen.

Die Schweiz ist nicht das einzige Land, das einen Namen für einen Planeten suchen darf: Die International Astronomical Union (IAU) hat anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens eine weltweite Kampagne lanciert, bei der jedes Land einen Exoplaneten benennen darf. Die IAU verleiht Himmelskörpern ihre offiziellen Namen. Sie will die bei der Kampagne gewählten Namen anerkennen. Für die Schweiz koordiniert die SAG die Aktion.

2015 gab es bereits eine erste, kleinere Namenskampagne, bei der die Öffentlichkeit 31 Exoplaneten und 14 dazugehörige Sterne benennen durfte. Dabei erhielt der erste entdeckte Exoplanet den Namen Dimidium, der Stern «51 Pegasi» wurde auf «Helvetios» getauft. Vorgeschlagen wurden die Name von der Jugendgruppe der Astronomischen Gesellschaft Luzern. sda

Abstimmen lässt sich unter 
nameexoplanet.ch

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