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007

James Bond rettete die Schilthornbahn

Mit dem Schilthorn fanden die Macher des Bond-Films «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» genau das, was sie gesucht hatten – und verhinderten durch ihre finanzielle Beteiligung, dass die Bergbahn schon vor dem Start am Ende war. Eine unglaubliche, aber wahre Geschichte.

George Lazenby alias James Bond am letzten Samstag vor der Bergstation der Schilthornbahn, die der James-Bond-Film real gerettet hat. Keystone

Von Beat Kuhn

Kurz vor Weihnachten 1969, also vor 50 Jahren, lief in den Kinos «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» an, der sechste Film der Bond-Reihe. Er ist zu einem grossen Teil im Berner Oberland gedreht worden, vor allem auf dem Schilthorn. Fast jedes Abenteuer des britischen Geheimagenten 007 beginnt mit einer packenden Eingangssequenz. Und auch «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» hat eine spannende Vorgeschichte – aber in der Realität.

Zu wenig Geld für die Bergstation
1963 starteten die Bauarbeiten zur Schilthornbahn, die in Stechelberg am Ende des Lauterbrunnentals zum Schilthorngipfel auf 2970 Metern über Meer fahren sollte. 1965 waren die ersten drei Abschnitte der Luftseilbahn fertiggestellt, also von Stechelberg bis Gimmelwald, von Gimmelwald bis Mürren und von Mürren bis nach Birg. Der letzte Teil von Birg bis zum Gipfel wurde 1967 abgeschlossen. Doch dann der Schock: Das Geld reichte nur noch, um die Bergstation im Rohbau zu erstellen. Die spektakuläre Bergbahn mit dem futuristischen Rundbau und dem Restaurant, das sich um 360 Grad drehte, schien am Ende, ehe sie begonnen hatte.

Aber dann kam James Bond: Just in dieser Zeit reiste der deutsche Location-Scout Hubert Fröhlich im Auftrag der Bond-Filmproduktionsfirma Eon Productions durch Europa, um nach einem geeigneten Drehort für «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» zu suchen. In der Romanvorlage von Ian Fleming hat der Gegenspieler von 007 sein Hauptquartier auf einem fiktiven Berg namens Piz Gloria, der lediglich mit einer Seilbahn erreichbar ist.

Anfang März 1968 erreichte Fröhlich Grindelwald, um sich die Jungfrau-Region anzusehen. Im Hotel Adler wies ihn der Hotelconcièrge auf eine Postkarte mit der Schilthorn-Gipfelstation hin – und er sah genau das, wonach er gesucht hatte. Am folgenden Tag reiste er nach Mürren und nahm Vertragsverhandlungen mit der Schilthornbahn AG auf – die ihr Glück wohl kaum fassen konnte. Auch die beiden Verantwortlichen von Eon Productions, Albert R. Broccoli und Harry Saltzman sowie Regisseur Peter Hunt befanden das Schilthorn für gut.

Bond-Firma zahlte Innenausbau
Der Vertrag, der ausgehandelt wurde, basierte auf einer einfachen Grundidee: Er sah vor, dass das Bergbahnunternehmen den Drehort der Produktionsfirma unentgeltlich zur Verfügung stellte, während Broccoli und Saltzman ihrerseits den Innenausbau der Bergstation finanzierten. Das damals noch fehlende Innere des Drehrestaurants konnten sie nach den Bedürfnissen des Films gestalten.

Ein grosser Teil wurde in dauerhafter Bauweise für den späteren Tourismusbetrieb realisiert. Auch Elemente aus dem Film wie etwa das goldene Gitter bei der Treppe im Restaurant gehören dazu. So leicht wie im Film bricht das echte Gitter aus Metall allerdings nicht. Den Namen Piz Gloria, den das Schilthorn für den Film erhielt, hat der Ausflugsberg bis heute als Zusatz behalten. Ausserdem heisst das Restaurant so.

Helikopter-Landeplatz mit Aussicht
Die beiden Kabinen der Seilbahn wurden – unter Protest aus Naturschutzkreisen, aber zur Freude der Luftverkehrssicherung – orange eingefärbt und mit dem Wappen von Bonds Gegenspieler Blofeld versehen. Eine grosse Rolle in dem Thriller spielt nämlich die Wappenkunde. Der orange Anstrich der Gondeln war eigentlich lediglich für die Dauer des Films vorgesehen. Er blieb dann aber doch bis zum Ersatz der Kabinen im Jahre 1995 bestehen. Auch einen Helikopterlandeplatz liessen die Bond-Produzenten erstellen. Dieser kostete eine halbe Million Franken, womit man damals mehrere Einfamilienhäuser hätte finanzieren können. Nach dem Abschluss der Dreharbeiten ist er als Aussichtsplattform kostenlos in den Besitz der Schilthornbahn AG übergegangen.

Mit der Kunstfigur James Bond hat die Schilthornbahn einen bleibenden Wert an Land gezogen. Denn der britische Agent mit dem Doppelnull-Status, der ihm gestattet, für den Geheimdienst zu töten, ist auf der ganzen Welt bekannt und populär. Im Verlauf der letzten 57 Jahre ist mehr oder weniger regelmässig ein Film nach dem andern hinzugekommen. Gegenwärtig wird der 25. Film gedreht, und ein Ende der Reihe ist nicht abzusehen, auch wenn Daniel Craig, der seit 2006 Bond ist, klargemacht hat, dass dies sein letzter sein wird. Nach einem anfänglichen Drama, das um ein Haar das Aus für den Betrieb bedeutet hätte, ist also ein Happy End wie im Märchen zustande gekommen. James Bond hat die Schilthornbahn gerettet.

 

 

Beim Casting durch Körpereinsatz gepunktet

Dreharbeiten Beim Vorsprechen für die Nachfolge von Sean Connery als Bond mussten auch Kampfszenen gespielt werden. Dabei brach George Lazenby einem Stuntman aus Versehen die Nase. Das beeindruckte Co-Produzent Albert Broccoli.

Von Beat Kuhn

1962 kam der erste Bond-Film in die Kinos: «007 jagt Dr. No». Bis 1967 folgten vier weitere, wobei jeweils Sean Connery den britischen Agenten verkörperte. Dann hatte der Schotte genug – er wollte nicht auf diese Rolle reduziert werden. Davon konnten ihn die Bond-Produzenten Albert «Cubby» Broccoli und Harry Saltzman trotz einer ganzen Reihe «letzter Angebote» nicht abbringen. So casteten sie für den Film «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» neue Schauspieler. Diese mussten unter anderem Kampfszenen spielen. Dabei zeigte George Lazenby eine enorme physische Präsenz und brach einem Stuntman sogar versehentlich die Nase. Das beeindruckte Broccoli besonders – der Australier bekam die Rolle. Schauspielerische Erfahrung hatte der gelernte Automechaniker und Autoverkäufer bis dahin dagegen keine – er hatte lediglich als Model und Darsteller in Werbefilmen gearbeitet.

Für die Rolle des glatzköpfigen Bösewichts Ernst Stavro Blofeld, der in den Bond-Filmen immer wieder mal auftaucht, wurde Telly Savalas verpflichtet, der in den 70er-Jahren als Kojak in der Krimiserie «Einsatz in Manhattan» Furore machen sollte. Diana Rigg, die im Film Bonds Ehefrau wird, war damals schon als schlagkräftige Emma Peel aus der TV-Serie «Mit Schirm, Charme und Melone» bekannt.

«Das wäre dem andern nie passiert»
Das erste Drittel des Films spielt in Portugal.  In der Eingangssequenz wird das Austauschen des Hauptdarstellers selbstironisch auf die Schippe genommen. So vermag Bond die ihm da noch unbekannte Tracy zwar vor dem Selbstmord im Meer zu bewahren sowie die zwei Männer, die ihn anschliessend angreifen, kampfunfähig zu machen. Doch derweil macht sich Tracy mit ihrem Wagen davon. Darauf Bond alias Lazenby: «Das wäre dem andern nie passiert!»

Im Hotel erfährt Bond, dass Tracy die Tochter von Draco, dem Chef eines Verbrechersyndikates ist, und verbringt die Nacht mit ihr. Draco dankt 007 für die Rettung seiner Tochter und macht ihm den Vorschlag, Tracy zu heiraten. Er glaubt, dass sie damit ihre emotionale Instabilität überwinden kann. Als Anreiz dafür soll Bond am Hochzeitstag eine Million Pfund als Mitgift erhalten. Doch dieser lehnt ab. Draco soll ihm den Aufenthaltsort von Blofeld mitteilen, dem Chef der Verbrecherorganisation Spectre. Er weiss ihn nicht, erzählt aber, dass mehrere seiner Leute von Blofelds Anwalt in Bern abgeworben worden seien.

Tour de Berne mit Bären im Graben
Rund um den folgenden Einbruch in die Anwaltskanzlei sind Szenen aus Bern zu sehen. In einem Rolls-Royce wird Bond am Bärengraben vorbeichauffiert, in dem noch fünf Mutzen sitzen und um Rüebli betteln. Von dort geht es über die Nydeggbrücke in die Marktgasse, die damals noch nicht autofrei ist. Dann kommt die riesige Baustelle für den neuen Bahnhof aus Stahlbeton ins Bild, der 1974 eröffnet werden wird. Dort steigt Bond aus und verschwindet neben dem noch immer bestehenden Café Brésil in einen Hauseingang. Als er im Büro des Anwalts darauf wartet, dass sein High-Tech-Einbruchsgerät den Safe knackt, greift er zu einer zusammengefalteten NZZ und entdeckt darin eine Ausgabe des «Playboy» – auch der «Blick» wurde in prüderen Zeiten oft so transportiert.

Als der Safe geöffnet ist, entdeckt Bond, dass Blofeld beim Königlichen Heraldik-Institut die Anerkennung des Adelstitels Comte de Bleuchamp («Bleu-champ» gleich «Blo-feld») beantragt hat. Bond begibt sich dorthin. Vom Heraldiker Sir Hillary Bray erfährt er dort zunächst, dass der Wahlspruch im Wappen der Familie Bond «Orbis non sufficit» lautet: «Die Welt ist nicht genug» – so lautet der Titel des Bond-Films von 1999.

Um in Blofelds Nähe zu gelangen, tarnt sich Bond als Sir Hillary, der im Rahmen des Anerkennungsverfahrens ein spezielles Merkmal der Bleuchamps bei Blofeld bestätigen soll: das Fehlen von Ohrläppchen. Auf dem Gipfel des Piz Gloria, wie das Schilthorn im Film heisst, hat Blofeld eine Forschungsstation eingerichtet. Dort trifft Bond als Sir Hillary auf zehn schöne junge Frauen, die glauben, dass sie mit einer Allergietherapie behandelt werden. In Tat und Wahrheit werden sie jedoch mittels Hypnose darauf trainiert, beim Ertönen eines bestimmten Funksignals in ihrem jeweiligen Herkunftsland Krankheitserreger zu verbreiten.

Telefonzelle in Österreich empfohlen
Als ein anderer Agent durch Blofelds Männer aufgegriffen wird, verrät er Bonds wahre Identität, der daraufhin eingesperrt wird. Doch der entkommt auf Skiern, verfolgt von Blofelds Handlangern. Die halsbrecherische Fahrt endet in einem Dorf, in dem gerade ein Volksfest stattfindet. Dort trifft Bond auf Tracy, die sich auf die Suche nach ihm begeben hat. Als die beiden in einem Auto flüchten, schlägt Tracy Bond vor, zu einer Telefonzelle in Feldkirch zu fahren. Feldkirch liegt jedoch in Österreich und ist etwa 200 Kilometer von Lauterbrunnen entfernt. Später wird Tracy durch Blofelds Männer gefangengenommen und auf den Piz Gloria gebracht.

Die Mädchen sind mittlerweile in ihre Heimatländer zurückgekehrt – mit den Krankheitserregern im Gepäck. Blofeld sendet eine Erpressernachricht an die Vereinten Nationen und droht mit dem Ausbruch einer weltweiten Seuche, falls Forderungen, die er stellt, nicht erfüllt werden. Mit Hilfe von Dracos Organisation und deren Helikoptern unternimmt Bond eine spektakuläre Befreiungsaktion für Tracy. Dabei wird die Forschungsstation zerstört, damit die Erde vor dem Ausbruch der Seuche sicher ist.
Nach der Befreiung heiraten Bond und Tracy doch noch. Auf ihrem Weg in die Flitterwochen halten sie an, um die Blumendekoration am Wagen zu entfernen. In diesem Augenblick taucht ein Auto mit Blofeld am Steuer auf. Irma Bunt, Blofelds rechte Hand, schiesst aus dem fahrenden Wagen auf die beiden. Bond kann sich wegducken, doch Tracy wird in den Kopf getroffen und stirbt. Alles andere als ein Happy End.
 

Partynächte der Film-Crew bis heute legendär

Die Szenen in der Schweiz, die zwei Drittel des Films ausmachen, sind erst nach jenen in Portugal zu sehen – bis auf jene von der Hochzeit. Gedreht wurden sie jedoch vor diesen. Die Dreharbeiten rund um das Schilthorn begannen am 21. Oktober 1968 und dauerten bis zum 17. Mai 1969.
Polizeistunde aufgehoben

Die rund 120-köpfige Crew sorgte im beschaulichen Lauterbrunnental während der Dreharbeiten für einigen Wirbel. Damit sie rund um die Uhr verpflegt werden konnten, hob der

Regierungsstatthalter von Interlaken die Polizeistunde für Mürren sowie später auch für Lauterbrunnen und Grindelwald auf. Die damaligen Partynächte der Filmleute sind noch heute legendär, und es ist auch von damals gezeugten «Bond-Babys» die Rede – wobei Lazenby selbst, der den Frauen sehr zugetan ist, für sich eine Vaterschaft ausschliesst.
Die Stars und Sternchen brachten Glamour ins Berner Oberland. In den Hotels von Mürren hielt das Frühstücksbuffet Einzug – etwas, das man dort bis anhin nicht gekannt hatte. Auch Luxusgüter wie Hummer, Austern oder Langusten waren plötzlich im Angebot. Im Hotel Edelweiss gab es das erste offene Bier von Mürren, und die Kreistelefondirektion Thun richtete eigens einen ersten Telefonanschluss für direkte Anrufe ins Ausland ein.

Russi fast querschnittgelähmt
Für die Skiszenen war das Team des vormaligen Skirennfahrers Willy Bogner verantwortlich. Als Double für George Lazenby fungierte der damals nicht mehr aktive Skirennläufer Ludwig «Luggi» Leitner. Für die Dreharbeiten wurden neue Kameraausrüstungen entworfen und auch unkonventionell eingesetzt. So liess sich Bogner von einem österreichischen Skihersteller extra ein Paar Ski anfertigen, die vorne und hinten gebogene Spitzen hatten, um auch rückwärtsfahrend filmen zu können.

Einen der Verfolger von Bond spielte der damals 20-jährige Bernhard Russi, der noch weitgehend unbekannt war. Während der Aufnahmen für eine Verfolgungsjagd stürzte er schwer und brach sich einen Halswirbel. Mehrere Monate musste er deswegen im Spital verbringen. Dabei hatte er noch Glück im Unglück: Um ein Haar wäre er seither querschnittgelähmt. Russi spielte übrigens jenen Verfolger, der in die Schneefräse gerät – eine Szene, die selbst nach heutigen Massstäben erschreckend echt dargestellt wird.
Die Bob-Verfolgungsjagd wurde in einer Anlage bei Mürren gedreht, die eigentlich seit 1937 stillgelegt war. Die Eislaufszenen wurden in Grindelwald gedreht, jene für das Stock-Car-Rennen mit alten Gebrauchtwagen, die absichtlich miteinander kollidieren, in Lauterbrunnen.

Bond durfte nicht weinen
Die Szenen aus Portugal wurden in Estoril, einer kleinen Küstenstadt 25 Kilometer westlich von Lissabon gedreht. Die Innenaufnahmen fanden – wie üblich bei den Bond-Filmen – in den Pinewood Studios nahe London statt. Am 23. Juni 1969 fiel die letzte Klappe – fast zwei Monate später als geplant.

Regisseur Peter Hunt hatte während der Produktion die Idee, den Film mit der Abfahrt der Frischvermählten enden zu lassen. Tracys Ermordung wollte er als Einleitung des folgenden Bond-Films «Diamantenfieber» benutzen, um diesen emotionaler zu machen. Schliesslich entschieden die Produzenten aber, den Film wie in Flemings Roman mit dem Tod von Tracy enden zu lassen. In einer ersten Aufnahme mit der toten Tracy in seinen Armen weint George Lazenby. Regisseur Peter Hunt verlangte jedoch eine neue Aufnahme ohne Tränen, da James Bond niemals weine – obwohl die erste Fassung ergreifender gewesen sei. bk



Zu Besuch bei der Bond-Familie

Aus Anlass des 50-Jahr-Jubiläums lud die Schilthornbahn AG einen Teil der damaligen Filmcrew ein. Prominent ist nur der Bond-Darsteller. Dabei hätten einige andere Anwesende ebenso Ruhm verdient.

Von Beat Kuhn

Wer Bond-Filme liebt, für den ist die Einladung zum 50-Jahr-Jubiläum von «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» wie ein Sechser im Lotto oder der Besuch Röbi Kollers von «Happy Day» mit einer Million im Koffer. Beim Durchgehen der Gästeliste rutscht einem dann aber das Herz in die Hose. Da muss man den Joker ziehen und den Präsidenten des James-Bond-Clubs Schweiz, den man kennt, bitten, einem im übertragenen Sinn die Hand zu halten.

Der eine oder andere Leser wird jetzt denken: «Hat der einen Knick in der Fichte? Das sind doch auch nur Menschen.» Das stimmt schon – aber auch wieder nicht. So ist eine Begegnung mit George Lazenby wohl für jeden etwas Besonderes. In der Talstation der Schilthornbahn jedenfalls zaubert Lazenbys unverhofftes Erscheinen vielen Passanten ein Lächeln aufs Gesicht. Ein paar Mädchen sind sogar aus dem Häuschen, als sie ihn erblicken. Wobei eigentlich erstaunlich ist, dass er überhaupt erkannt wird, denn er hat sich in den letzten 50 Jahren stark verändert.

Aber die, die sich mit der Bond-Familie auskennen, also mit jenen, die mindestens einmal bei einem Film mitgemacht haben, wissen, dass auch einige andere Bewunderung verdient. Zum Beispiel John Glen. Der hat seine Karriere – halten Sie sich fest – 1949 als Schnittassistent beim Kultfilm «Der dritte Mann» begonnen. Auch bei 007 war er zunächst Cutter. Bei «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» fungierte er aber als Second-Unit-Director, also Regisseur der Actionszenen. Der Höhepunkt seines Schaffens war dann die Regie bei den Bond-Filmen «In tödlicher Mission», «Octopussy» und «Im Angesicht des Todes» mit Roger Moore sowie «Der Hauch des Todes» und «Lizenz zum Töten» mit Timothy Dalton, dem nur zweimaligen 007 mit der Ausstrahlung einer Eternitplatte.

Aber auch die vier anwesenden Stuntmen verdienen höchsten Respekt – umso mehr, als die Vertreter dieser Branche so wenig geachtet werden, obwohl sie oft Kopf und Kragen riskieren. Da ist einmal Vic Armstrong, der in mehreren Bond-Filmen den jeweiligen Hauptdarsteller gedoubelt hat. Und damit noch lange nicht genug: In allen drei Indiana-Jones-Streifen der 80er-Jahre hat er Harrison Ford die Drecksarbeit abgenommen – oft buchstäblich im Dreck eines Dschungels. Amüsant ist vor diesem beruflichen Hintergrund dann, dass ihn Ehefrau Wendy Leech auf dem Gipfel mahnt, aufzupassen, dass er nicht die Felswand hinter ihm runterfalle. Sie ist selbst Stuntwoman und die Tochter von George Leech, der damals für Lazenby Ski gefahren ist.

Ein anderer Grosser der Branche ist Eddie Stacey. An der Bar erzählt er, dass er in etwa 300 Filmen mitgewirkt habe, so in den frühen Bond-Filmen, in den Pink-Panther-Klamotten, in «Gladiator» oder im ersten «Batman». Er sagt: «Je gefährlicher der Stunt, desto sicherer ist er, denn da bereitet man sich sorgfältig vor. Ein Sturz von einem Barhocker sei da gefährlicher, weil man ihn für leicht halte. Er freut sich über die offen bezeugte Bewunderung des Interviewers und findet, dass bei den «Oscars» die Kategorie «bester Stunt des Jahres» geschaffen werden sollte. Er kann noch ein anderes 50-Jahr-Jubiläum feiern: Stolz zeigt er auf seinem aufgeklappten Laptop ein Foto von seiner Hochzeit, die ebenfalls in jenem Jahr war. Man stelle sich vor, Bonds Ehefrau Tracy wäre im Film nicht umgehend erschossen worden. Könnte das Film-Ehepaar dann jetzt ebenfalls Goldene Hochzeit feiern?

Und dann ist da auch noch ein Schweizer: der Skistunt-Spezialist Stefan Zürcher. Er hat nicht nur Lazenby, sondern auch andere in Bond-Filmen auf Skiern verfolgt. Bis heute macht der Wengener immer dann mit, wenn in einem Bond-Film rasende Abfahrten im Schnee verlangt sind, altershalber natürlich längst nicht mehr selbst auf der Piste, sondern als Stuntcoordinator oder Ähnliches. Wie alle hier ist er natürlich über 70.

Von den damaligen zehn Bond-Girls, die von Blofeld für Giftgaseinsätze missbraucht werden, sind vier gekommen. Sie sind nett und zugänglich. Aber: Jenny Hanley, die das Irish Girl war, hat sonst nur in Werken wie «Alfie, der liebestolle Schürzenjäger» mitgespielt. Auch Catherine Schell (Nancy) hat neben Bond nur C-Movies wie «Lana – Königin der Amazonen» vorzuweisen. Am interessantesten bei ihr ist, dass sie eigentlich Katherina Schell von Bauschlott heisst und habsburgischer Herkunft ist. Mit Maria und Maximilian Schell ist sie dagegen nicht verwandt. Helena Ronee (Israeli girl) meint auf die Frage, ob die Reduzierung auf hübsche Tussis nicht frauenverachtend sei: «Ich war jung und unerfahren.» Gegenüber Sylvana Henriques (Jamaican girl) könnte man den Namen Christian Kohlund erwähnen. Aber da würde die Temperatur im Raum vermutlich um fünf Grad fallen. Denn der Schweizer Schauspieler hat die vierjährige Ehe mit ihr Anfang der 80er-Jahre in einem Interview als Katastrophe bezeichnet. «Diese Frau habe ich aus meinem Leben gestrichen.» Buchstäblich: kein Wort von ihr in seinem Wikipedia-Eintrag.

Und dann steht der BT-Redaktor natürlich noch bei George Lazenby an, nachdem ihn erst einmal die elektronischen Medien in Beschlag genommen haben. Bodo Frick, früher bei Canal 3, jetzt bei Radio Bern 1, stellt ihm zwei gute Fragen. Erstens, ob er nicht auch finde, dass Bond nicht mehr zeitgemäss sei. Darauf Lazenby: «Das ist das, was ich nach meinem Film dachte, denn da kamen die Hippies auf – aber 007 ist ja immer noch da!» Und zweitens, wie er, Bodo Frick, als junger Bieler die Rolle von Bond bekommen könnte. «Sei selbstbewusst, ja, arrogant!», ist Lazenbys Rat. Doch ebendieses Auftreten in Verbindung mit langen Haaren und Bart hat doch damals offenbar zu seiner «Kündigung in gegenseitigem Einvernehmen» geführt, wie man das Ende seiner Karriere als Bond nach nur einem Film wohl nennen muss. Danach spielte er nur noch in Low-Budget- und Hongkong-Action-Filmen mit.

Den Journalisten ist zugesagt worden, sie könnten während 60 Minuten Einzelinterviews machen. In Minute 35 versucht es das BT bei Lazenby mit der Frage: «Ich bin von der Zeitung in jener Stadt, in der die Rolex hergestellt wurde, die Sie sich für die Rolle als Bond gekauft haben.» Denn Rolex sagt ihm sicher mehr als Biel. Doch da sagt sein Manager dezent: «Keine Interviews mehr.» Lazenby, der heuer 80 wird, will sich etwas hinlegen, ehe es am Abend weitergeht. Das sind wirklich auch nur Menschen.
 


James Bond und die Schweiz
Die Dreharbeiten im Berner Oberland sind nicht der einzige Bezug von 007 zur Schweiz:
Erstens einmal ist er einhalber Schweizer, denn seine Mutter Monique Bond-Delacroix stammt aus unserem Land. Die Figur basiert auf der Schweizerin Monique Panchaud de Bottens, mit der sich Bond-Schöpfer Ian FlemingAnfang der 30er-Jahre verlobte, die er jedoch nicht heiratete.
Für den Bond-Film «Goldfinger» wurde 1964 auf dem Furkapass und in Andermatt gedreht. Auch im Hotel Schweizerhof in Bern entstanden Filmszenen.
1985 wurde im Berninagebiet für «Im Angesicht des Todes» eine Verfolgungsjagd im Schnee gedreht, mit Bondals Snowboarder.
Mit einem Bungee-Sprung vom Verzasca-Staudamm begann 1995 «Goldeneye». Der Staudamm und der Tälli-stock ersetzten dabei Drehorte in Sibirien.
Zur Ikone der Bond-Girls wurde die Schweizer Schauspielerin Ursula Andress in der Rolle der Honey Ryder im ersten Film, «007 jagt Dr. No».
Der Regisseur von «EinQuantum Trost» war ebenfalls ein Schweizer: Marc Forster.
Roger Moore, der dritte Bond-Darsteller nach Sean Connery und George Lazenby, lebte viele Jahre und bis zu seinem Tod 2017 in der Schweiz – erst in Gstaad, dann in Crans-Montana. In den 90er-Jahren spielte er sogar in einem Werbespot für das Halbtaxabo der SBB. Als Gage erhielt er ein Halbtaxabo – für ein Jahr. «Danach musste ich wieder zahlen». Sein Kommentar: «So ist sie eben, die Schweiz.» sda/bk

Stichwörter: James Bond, 007

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