- Dossier
Philippe Berthoud
«Jiro dreams of Sushi» ist einer, wenn nicht der beste Film, der über einen Koch gedreht wurde. Er zeigt die Liebe und Hingabe zum Detail und zum Beruf selber. Um sich Sushi-Master zu nennen, sind viele Jahre Ausbildung nötig – in den ersten beiden Lehrjahren wird noch nicht mal Fisch geschnitten.
Traditionell wird Sushi mit den Fingern gegessen – nicht mit den Stäbchen. Und nur der Fischteil wird, umgekehrt, leicht in die Sojasauce gedippt, wenn überhaupt. Damit man sich nicht durch diverse Angebote durchessen muss, trenne ich hier die Spreu vom Weizen: Mich interessierte, wie Sushi in unserer Region so schmeckt und wagte einen Vergleich mit einem lokalen Restaurant und Sushiboxen aus dem Supermarkt. Ich wurde zwei Mal enttäuscht.
Migros
Sushi Yatomi
Preis: 14.90 Franken
Preis pro Stück: 1.65 Franken
Copyright: Philippe Berthoud / Bieler Tagblatt
Im Migros Sushi-Pack befindet sich das allgegenwärtige Plastik-Fischli-Fläschli mit Sojasauce. Dazu gibt es etwas Ingwer. Enthalten sind neun Stück, unter anderem mit Lachs, Thunfisch, Avocado und Uramaki mit Crevetten. Zwischen Reis und Fisch gehört etwas Wasabi – hier leider nicht vorhanden. Zwei Damen stellen das Sushi frisch direkt im Laden her, das Angebot ist gross und umfasst auch Salate. Der Reis ist locker, jedoch nicht gut gewürzt (Reisessig, Kombu-Seetang und der Reiswein Mirin wären im Idealfall herauszuschmecken). Die Crevetten-Rollen sind leicht scharf, das Nori bei den übrigen sehr weich und «chätschig». Das Sushi geht in Ordnung für den kleinen Hunger zwischendurch.
Lidl
Sushi Nishi
Preis: 4.95 Franken
Preis pro Stück: 0.70 Franken
Copyright: Philippe Berthoud / Bieler Tagblatt
Lild bietet sieben Stück, unter anderem mit Thunfisch, Crevetten, Lachs, roter Peperoni und so wie es aussieht einer Thon-Mischung. Die Rollen sind klein, fast viereckig und wohl mit einer Form gepresst worden. Der Thunfisch ist sehr hell. Der Reis ist weich, verkocht und dadurch pampig. Geschmacklich nicht gut. Habe zwei Stück degustiert und den Rest den Nachbarskatzen verfüttert.
Manor
Bento Kitami
Preis: 22.90 Franken
Preis pro Stück: 1.63 Franken
Copyright: Philippe Berthoud / Bieler Tagblatt
Sieht besser aus als bei Migros und ist erst noch «es bizeli» günstiger. Enthalten sind 14 Stück. Darunter sind Maki (die in Algen gerollten Sushi) mit Thunfisch, Lachs, Wakame-Salat, Gurke und Krabbensalat. Die Nigiri (Reis belegt mit einer Scheibe Fisch) kommen mit Thunfisch, Lachs und Crevetten daher. Auch hier gibt es Ingwer, Wasabi und Sojasauce – und als einziger liefert Manor noch Stäbchen dazu. Der Reis ist locker und hat noch Biss. Der süsslichste Reis im Test. Manor bietet eine schöne Auswahl mit sehr guter Qualität zu einem Preis, der stimmt.
Coop
Sushi Mix
Preis: 13.95 Franken
Preis pro Stück: 1.74 Franken
Copyright: Philippe Berthoud / Bieler Tagblatt
Von den Supermarkt-Sushis stellt Coop die teuersten Sushi-Stücke her. Es hat zwei Ura-Maki (Fisch in der Mitte und mit Reis umwickelt, im Sesam gewälzt), eins mit einer Crevette im Frittierteig und Bohnen und das andere mit Lachs. Die Füllung der Makis ist fast nicht auszumachen, habe wohl die Enden der Sushi-Rolle erwischt. Es hat Peperoni und Gurke, dazu gibt es noch drei Nigiri: Zwei mit Lachs und eines mit Thunfisch. Leider hat der Thunfisch nicht die schönste Farbe. Der Lachs hingegen sieht sehr gut aus. Geschmacklich nicht mein Favorit, der Reis ist leider knackig und sehr trocken im Geschmack. Auch der Lachs überzeugt nicht.
Restaurant Sushi Nori Ogura
Burggasse 2 in Biel
Mittagsmenu 23.– Franken
Copyright: Philippe Berthoud / Bieler Tagblatt
Hier ist es schwierig, den Preis pro Stück zu berechnen, da beim gewählten Mittagsmenu noch eine Suppe und Salat gereicht werden. Aber das spielt keine Rolle, denn Nori Ogura hat gewonnen. Sushi sieht aus, wie Sushi aussehen soll, schmeckt ultrafrisch und wird, wie von Jiro im Film, auch im Nori Ogura mit Liebe zubereitet. Der Reis schmeckt lecker und hat die richtige Konsistenz. Die Stücke haben eine gute Grösse. Kein Vergleich zu den getesteten Reisrollen vom Supermarkt. Für den Preis ein sehr ausgewogenes und feines Mittagessen. Am Mittag immer voll, reservieren lohnt sich. (Und übrigens schmeckt auch die Misosuppe toll.)
Fazit
Coop und Lidl enttäuschen beim Sushi-Test. Migros ist guter Durchschnitt – wer also einmal spontan Hunger hat, wieso nicht. Manor bietet für einen super Preis eine sehr gute Qualität. Aber der klare Gewinner ist das Restaurant in der Bieler Altstadt. Der Service ist immer höflich, die Preis-Leistung stimmt und die Lebensmittelqualität ist top. Hier gehen meine Nachbarskatzen leer aus.
Info: Der Bieler Philippe Berthoud ist einer der wenigen Köche, die nicht in einem Restaurant oder Hotel tätig sind. Als selbstständiger Koch ist er vielseitig beschäftigt: Er schreibt Kochbücher, gibt Kochkurse und schreibt Rezepte für Firmen und Schulen.
In der Rubrik «Berthoud sucht» ist er für das BT alle vier Wochen als Testesser unterwegs. Der nächste Testbericht erscheint am 4. August an dieser Stelle.
