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Rezept der Woche

Kügelchen mit Oho-Effekt

Es ist das nordafrikanische Nationalgericht schlechthin: der Couscous. Besonders gut schmeckt er, wenn er nicht gekocht, sondern gedämpft wird und eine leichte und feinkörnige Konsistenz erreicht. Dann schlummert in den kleinen Kügelchen Grosses.

Die Unesco hat die kleinen Kügelchen aus Hartweizengriess zum Weltkulturerbe ernannt.

Margrit Mast Beyer

Meine erste Begegnung mit Couscous werde ich nie vergessen. Ich kannte bislang lediglich den eher langweiligen Taboulé-Salat. In Marokko wurde ich von einer einheimischen Familie zum Essen eingeladen. Das schmucke kleine Dorf lag in der Nähe von Agadir, und ich wurde wie eine Königin empfangen. Wir sassen gemütlich am Boden um einen Tisch. Der Gastgeber drehte eine Runde mit lauwarmem Wasser zum Händewaschen. Dann trat die Hausherrin in den mit vielen bunten Kissen dekorierten Raum – mit einer riesigen Tagine und stellte sie mitten auf den Tisch. Ein unglaublicher Duft breitete sich im Raum aus – alle schauten mich lachend an. Ich 
hatte grossen Hunger und wartete auf Teller und Besteck. Vergebens. Meine Gastgeber begannen mit den Fingern ihrer rechten Hand aus dem feinkörnigen Couscous kleine Bällchen zu formen, um sie dann mit Gemüse und Lammfleisch zu essen. Nichts fiel 
herunter.

Ja Maggie, dachte ich mir, jetzt bist Du gefordert. Meine ersten Versuche scheiterten kläglich. Unmöglich, aus den feinen Körnchen eine Kugel zu formen, geschweige denn, das Ganze ohne Verluste bis zum Mund zu führen. Nach einer Weile hatten die Gastgeber Mitleid und reichten mir einen Holzlöffel.

Couscous bietet eine willkommene Abwechslung zu Reis, Teigwaren oder Kartoffeln mit einem Hauch Orient – etwa im arabischen Salat Taboulé. Couscous enthält zudem wenig Fett und stattdessen reichlich Vitamine und Ballaststoffe. Er ist damit ein idealer Sattmacher. Doch aus Couscous lassen sich noch mehr Rezepte zubereiten, etwa gefülltes Gemüse wie Paprika oder Zucchini, im Ofen gebacken mit Gemüse und Garnelen, mit Rosinen für Liebhaber von süss-sauer, getrockneten Aprikosen und Kokosraspeln oder als Dessert mit Datteln und Mandeln.

Ich bereite den traditionell hergestellten Couscous durch Dämpfen zu. Beim Kochen würde er nur verklumpen und zu viel von seinem nussigen Geschmack verlieren. Beim Dämpfen hingegen bleibt der Couscous schön weich und körnig.

Hierzu wird eine Couscoussière 
benötigt, ein spezieller Kochtopf mit einem Siebaufsatz. Dabei wird der Couscous im Aufsatz durch den Wasserdampf oder die aufsteigenden Dämpfe eines kochenden Gerichtes gekocht. Durch mehrmaliges Auflockern während des Dämpfens erhält der Couscous zusätzlich eine locker-leichte Konsistenz. Wer keinen speziellen Dampfkochtopf zur Hand hat, kann ersatzweise auch ein einfaches Sieb mit einem passenden Topf für Couscous verwenden.

Ein Schuss Olivenöl am Ende der Garzeit verleiht dem Couscous ein schönes Aroma.

Fehlt Ihnen die Zeit für diese Zubereitung? Dann können Sie Instant-Couscous kaufen. Dieser ist mittlerweile in fast jedem Supermarkt zu finden. Diese simple Variante ist praktisch: einfach kochendes Wasser oder Brühe über den Couscous geben, fünf bis zehn Minuten quellen lassen – fertig! Durch etwas Butter oder Olivenöl erhält der Couscous eine feine Note und bleibt locker und körnig. Mit Instant-Couscous lassen sich alle Rezepte zubereiten, die im Original mit traditionellem Couscous gemacht werden.

Etwas würziger wird der Couscous, wenn er statt mit kochendem Wasser mit heisser Gemüsebouillon übergossen wird. Wer möchte, kann den Couscous noch zusätzlich würzen – mit einer Fertigwürzmischung für Couscous zum Beispiel, die meist Kreuzkümmel, Koriander, Paprika, Ingwer und Chili enthält.

Mögen Sie es scharf? Dann können Sie auch etwas von der Gewürzpaste Harissa unter den Couscous rühren – so wird er exotisch-scharf und passt ebenso in den Salat.

Werden Sie doch einfach selbst experimentierfreudig und probieren aus, welche Gewürze Ihnen am besten zum Couscous schmecken. Sie können ruhig ordentlich zugreifen: Der neutrale Geschmack des Couscous kann Gewürze gut vertragen. Minze eignet sich super zu Couscous – einfach ein paar Blätter frische Minze unterrühren oder einen Teebeutel Pfefferminztee aufschneiden und die Minze als Gewürz verwenden. Etwas sauren Rahm oder Crème fraîche und ein paar Spritzer Zitronensaft dazu geben – und schon nach wenigen Minuten steht eine schnelle, gesunde Mahlzeit ohne viele Kohlenhydrate auf dem Tisch.

Wer es gerne gesünder und ausgewogener hätte, kann auch Vollkorn-Couscous verwenden. Er enthält mehr Ballaststoffe als der einfache Couscous und macht dadurch länger satt. Als weitere Variante gibt es noch den israelischen Couscous. Bei ihm sehen die Körner wie kleine abgeflachte Perlen aus. Sie sind etwas grösser als die millimeterkleinen Couscouskügelchen.

 

Kräuter-Couscous mit Jakobsmuscheln:

Zutaten für vier Portionen:
Couscous
⅓ TL Harissa (scharfe Würzpaste)
1 TL Instant-Gemüsebouillon
125 Gramm Instant-Couscous
1 gelbe Paprikaschote
1 Mini-Salatgurke
3 EL Olivenöl und Salz
250 Gramm Flaschentomaten
½ Bund glatte Petersilie
½ Bund Koriander
4 Zweige Minze (frisch)
4 EL Zitronensaft
12 Jakobsmuscheln (ausgelöst und frisch, ohne Rogen)

 

Zubereitung: Für den Couscous 250 ml kochendes Wasser, Harissa und Gemüsebrühe verrühren und über den Couscous giessen.
Etwa 10 Minuten quellen lassen, dann mit einer Gabel auflockern.
Fruchtfleisch der Paprika würfeln. Gurke abspülen, trocknen, grob schälen, halbieren und mit einem Teelöffel die Kerne herauslösen.
Das Fruchtfleisch fein würfeln. 1 EL Öl erhitzen, die Paprikawürfel darin 2 - 3 Minuten scharf anbraten und salzen.
Gurke und gebratene Paprika zum Couscous geben. Tomaten in kleine Würfel schneiden.
Petersilie, Koriander und Minze abspülen, trocken schütteln, die Blätter fein hacken.
Die Kräuter unter den Couscous mischen und mit Harissa, Salz und Zitronensaft abschmecken.

Tipp: Statt Jakobsmuscheln können etwa 2 cm grosse Lachsfiletwürfel gebraten und zum Couscous serviert werden. mm

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