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Jiu-Jitsu

De Maddalena will Edelmetall

Am Wochenende kämpft der Bieler Daniel de Maddalena an der Europameisterschaft im Ne-Waza um den Titel. Dass er am Boden kaum zu besiegen ist, zeigt der 25-Jährige auch in einer anderen Kampfsportart.

Er fühlt sich fit für den Exploit: Der Bieler Daniel de Maddalena hat intensiv auf die Europameisterschaft im Ne-Waza hin trainiert. Bild: Danuel Mueller/a

Michael Lehmann

Ein Armhebel kann höllisch wehtun. In Kampfsportarten mit Vollkontakt ist er deshalb ein gängiges Mittel, um seinen Gegner zur Aufgabe zu zwingen. Dabei versucht ein Kämpfer den Arm seines Kontrahenten so zu greifen, dass dieser sich nicht mehr befreien kann. Danach wird das Ellbogen- oder Schultergelenk ins Visier genommen. Weil Gelenke bekanntlich nicht in alle Richtungen gleichermassen belastbar sind, sucht der Angreifer gezielt den schmerzhaftesten Winkel. Meist dauert es dann nur noch Sekundenbruchteile, bis der Gegner aufgibt. Nicht nur, um Schmerzen, sondern auch um eine schlimmere Verletzung wie beispielsweise einen Bruch vorzubeugen.

Dies kommt jedoch selten vor. Der Jiu-Jitsu Kämpfer Daniel de Maddalena erklärt: «Geübte Kampfsportler wissen genau, wann sie aufgeben müssen – meist deutet sich der Schmerz nur an.» Der Bieler hat noch keine groben Verletzungen davongetragen. Dass er wegen eines Armhebels aufgeben musste, ist dagegen noch nicht lange her. Ende April unterlag er im Ne-Waza-Final des Paris Open dem Russen Abdulbari Guseinov. Der zweite Rang lässt ihn jedoch zuversichtlich auf die am Samstag beginnende Europameisterschaft im bosnischen Banja Luka blicken.

Einer von neun Athleten

Ne-Waza ist eine Disziplin im Jiu-Jitsu und deren Athleten sind auf Bodenkampf spezialisiert. Zwar beginnen die beiden Kontrahenten im Stehen, nach dem ersten «Takedown» wird der Kampf jedoch am Boden weitergeführt. Punkte erhalten die Kämpfer für verschiedene Aktionen wie Festhalter, Über- und Umdrehen, aber auch, wenn sie sich aus einer brenzligen Situation befreien können. Das Duell dauert sechs Minuten, ausser es endet durch Aufgabe. Das Ne-Waza-System gilt als sehr taktisch. Ein Grund, warum sich de Maddalena dem Sport verschrieben hat. «Man muss technisch sauber arbeiten und nicht einfach kopflos auf den Gegner losgehen.»

Morgen reisen insgesamt neun Athleten nach Bosnien, um an der EM die Schweiz zu vertreten. De Maddalena wird in der Kategorie -85kg antreten und hat ein klares Ziel im Kopf. «Ich will am Ende des Wettkampfes auf dem Podium stehen.»

Potenzial an WM angedeutet

An der Weltmeisterschaft im Herbst des letzten Jahres blieb ihm dies noch verwehrt. Im Halbfinal verlor er trotz zwischenzeitlicher Führung gegen den späteren Weltmeister Dan Schon aus Mexiko. Er klassierte sich letztlich auf dem fünften Rang. Dies war einerseits eine leichte Enttäuschung, weil es nicht für Edelmetall reichte, andererseits eine Bestätigung, dass der schweizerisch-brasilianische Doppelbürger mit den Besten der Welt mithalten kann.

Vor zwei Wochen reiste de Maddalena mit dem Nationalteam an ein Trainingswochenende im Schwarzwald. Dort holten sich die Athleten an zwei intensiven Trainingstagen den letzten Schliff. Ne-Waza-Coach Anderson Pereira ist für die EM optimistisch: «Die Vorbereitungen liefen sehr gut und da es eines der wichtigsten Turniere des Jahres ist, sind unsere Athleten entsprechend gerüstet.»

Zweite Leidenschaft

In den letzten Tagen hat der Seeländer, der normalerweise fast täglich trainiert, die Übungseinheiten runtergefahren. Vor dem ersten Saisonhighlight gelte es, Kraft zu sparen.

Ein weiteres Ziel in diesem Jahr ist die Teilnahme an der Weltmeisterschaft im Herbst. Es ist jedoch noch offen, ob de Maddalena wiederum selektioniert wird. Er muss die Coaches in den Trainings und an den Wettkämpfen überzeugen. Und dazwischen? Da geht der Bieler seiner zweiten Leidenschaft nach: dem Mixed Martial Arts (MMA). Im Gegensatz zum Jiu-Jitsu wird in dieser Kampfsportart auch geschlagen und getreten. Seine Spezialität, der Bodenkampf, kann de Maddalena aber ebenfalls anwenden. Und er tut dies meist mit Erfolg. In neun Profikämpfen ging er nur einmal als Verlierer aus dem Ring. Zuletzt feierte er im April einen weiteren Sieg durch Aufgabe des Gegners, notabene in der ersten Runde.

Traum von der Profikarriere

Während Jiu-Jitsu als anerkannter Sport gilt, ist MMA oft Vorbehalten ausgesetzt. Der Kampfsport wird von Kritikern als zu brutal beschrieben, weil die Kämpfer beispielsweise weiter aufeinander einschlagen können, wenn einer bereits am Boden liegt. Solche Aussagen kann de Maddalena nur bedingt nachvollziehen. Schliesslich seien die Kämpfer ja gezielt auf solche Situationen vorbereitet.

Der 25-Jährige gilt als vielversprechendes Talent. Sein Traum ist, irgendwann in der Ultimate Fighting Championship kämpfen zu können. Denn wer einen Vertrag mit dem weltweit grössten MMA-Veranstalter abschliesst, kann den Sport professionell betreiben. Deshalb überlegt de Maddalena, sich für ein spezielles Trainingscamp in den USA anzumelden. Dies ist für den gelernten Mechaniker jedoch nicht zuletzt eine Geldfrage.

Die Devise im MMA ist einfach: Je bekannter, sprich erfolgreicher, ein Kämpfer ist, desto mehr Einladungen an Veranstaltungen erhält er. Ein Europameistertitel im Ne-Waza wäre da sicher nicht abträglich.

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