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Fussball

«Ich werde Jens nicht anrufen»

Trainingsauftakt beim Bieler Viertelfinal-Cup-Gegner Luzern. Das BT hörte sich vor Ort um. Warum sich Neo-Trainer Mario Frick bei seinem Ex-Spieler Jens Hofer nicht über Biel erkundigen will.

Laufen, laufen, laufen: Luzerns neuer Coach Mario Frick kam mit viel Freude zum ersten Training. Aber: «Es gibt viel zu tun.» Bilder: Keystone

Beat Moning

Rund ein Dutzend Medienleute, dazu ein paar Senioren, die gerade nichts anderes zu tun hatten, fanden sich gestern Morgen auf dem Trainingsgelände der Luzerner Allmend ein. Dazu trainierte gleichzeitig die Luzerner Spitzen-Hochspringerin Livia Odermatt. Zentimetergenau arbeitete sie an ihrem Anlauf. Das passte dann irgendwie zu den Worten von Mario Frick: «Wir müssen mit allem präziser werden.» Das gilt nicht nur in physischer Hinsicht, wo der 47-jährige Liechtensteiner bemerkte, «dass wir fit in die Rückrunde starten müssen.» Ja, im Vorfeld sprach er gar davon, dass Luzern die fitteste Mannschaft sein müsse, um in diesem Abstiegskampf zu bestehen.

Mario Frick hat als Liechtensteiner eine bemerkenswerte internationale Karriere in neun Jahren und drei verschiedenen Mannschaften hinter sich. Nun scheut er auch die Herausforderung als Trainer nicht. «Ich musste nicht lange überlegen, als das Angebot von Luzern kam. Auch wenn ich mit Vaduz einen Aufstiegskandidaten verlassen habe.» Hier sei man keineswegs nachtragend, könne seinen Entscheid verstehen. In Luzern herrscht Fussball-Euphorie. Da gibt es ganz andere Möglichkeiten, ein Team zu formen. Die Mission ist indes klar: Priorität hat der Ligaerhalt. In der Tabelle sieht das so aus: Einen Zähler hinter dem Barraplatz, den Lausanne innehat, fünf Punkte hinter dem Drittletzten St. Gallen, bereits zehn Punkte Rückstand auf den FC Sion.

 

Hassliebe Seeland

Ligaerhalt, klar, aber da ist noch dieser Cup. Und Luzern geht bekanntlich als Titelverteidiger in die letzten drei Runden. «Das ist noch weit weg», sagt Frick sogleich. Zwischen der BT-Frage und dem Anpfiff dennoch nur knapp 900 Stunden. «Wir haben vorerst mit einem happigen Trainingsalltag und den ersten zwei Meisterschaftsspielen andere Prioritäten», so Frick. Aber klar, der Pokal ist mit drei Siegen erneut zu holen. Frick wird am 9. Februar mit seiner Truppe in Biel antreten. Er kehrt in eine Gegend zurück, die er als «Hassliebe» bezeichnet. «Es war nicht einfach, als ehemaliger Fussballer die Schulbank zu drücken und in Magglingen diese Trainerscheine zu erwerben», sagt er zurückblickend. Dennoch kann er sich auch an gemütliche Abende erinnern, «die wir Gleichgesinnten in der Stadt verbrachten. Auch haben wir das eine oder andere Spiel des FC Biel besucht.» Über den Klub beziehungsweise die Mannschaft selber sagt er noch nichts. Vorerst schaut er sich Spiele der eigenen Mannschaft an, um ein genaues Bild zu erhalten, was in der Vorrunde schief lief. Frick könnte es sich womöglich auch leicht machen, in dem er sich beim nächsten Cup-Kontrahenten direkt informiert. Jens Hofer war 2019/20 Spieler, als Frick in Vaduz Trainer war. «Jens hatte bei mir einen schweren Stand, weil wir in der Innenverteidigung schon gut besetzt waren. Zudem war er verletzt und pausierte wegen einer Gehirnerschütterung. Er hatte dann den Wunsch geäussert, in der Winterpause in seine Heimat zurückzukehren. Nein, ich werde Jens vor dem Cupspiel nicht anrufen. Das gehört sich nicht.»

 

Kein Selbstläufer

Der Respekt vor dem FC Biel werde so oder so vorhanden sein. Sagt auch einer, der schon länger im Geschäft ist, der derzeit noch nicht ganz fitte, 32-jährige Pascal Schürpf. «Biel hat in der Vergangenheit stets gute Cupspiele abgeliefert und auch gegen Höherklassige Überraschungen geschafft.» Ein Selbstläufer werde das bestimmt nicht. «Wir treffen auf ein Team, das durchaus seine Erfahrung mitbringt. Da werden wir auf der Hut sein müssen.»

Sowieso steht für den Basler, der in der Pause zehn Tage auf den Malediven ausspannte und dabei auch das Handy abstellte («ich kann das über eine gewisse Zeit allen empfehlen») vorerst etwas ganz anderes im Vordergrund. «Auch wenn ich in der Hinrunde mehrheitlich nur von aussen beurteilen konnte, wir müssen wieder mit mehr Freude am Fussball ans Werk gehen.» Das habe ihm zuletzt gefehlt. Er traue das dem neuen Trainer zu, dass die Mannschaft insgesamt wieder lockerer werde, als Team zusammenhalte. Kampfgeist sei Grundvoraussetzung. «Es muss wieder kratzen, ohne dass die Teamenergie und der Zusammenhalt verloren gehen.» Der Trainer habe da einen guten Teamplan vorgestellt. Kurz und direkt sei diese vor dem ersten Training erfolgt. 40 Minuten später als angekündigt, betraten die 16 Spieler das Feld. Nicht etwa den Rasen, sondern die Tartanbahn des Leichtathletikklubs. Laufen, laufen, laufen, ist angesagt. Wer ankündigt, mit der fittesten Equipe zur Rückrunde anzutreten, der kann sich wahrlich auf etwas gefasst machen. Der Tabellenletzte Luzern hat ein schwieriges erstes Halbjahr vor sich. Ligaerhalt und Cupsieg. Das sind die Wünsche. Auch wenn Weihnachten vorbei ist.

Das Programm der Cup-Kontrahenten

  • FC Luzern:

Trainingsauftakt gestern. Testspiele am Samstag in Kriens. Trainingslager in Marbella zwischen dem 11. und 18.

Januar mit Spielen gegen Puskas

Akademia (14.) und Fehervar (17.).

Letztes Testspiel gegen Altach am

22. Januar in Luzern oder Kriens.

Meisterschaftsauftakt ist am

29. Januar mit Luzern gegen Basel. Vor dem Cupspiel am 9. Februar tritt Luzern noch am 6. Februar in Lugano zum Punktespiel an.

 

  • FC Biel:

Trainingsauftakt am Montag, 10. Januar. Testspiele am 22. Januar in Thun, am 29. Januar in Biel gegen Bassecourt, am 5. Februar in Biel gegen Team

Vaud und nach dem Cup-Match am

9. Februar noch am 12. Februar in Biel gegen Chênois.

Meisterschaftsauftakt ist am

20. Februar auswärts bei den Young Boys II. Erstes Heimspiel im neuen Jahr am 27. Februar gegen Chiasso.

bmb

 

Positivfälle in Luzern, wenig Geimpfte in Biel

Der FC Luzern nahm gestern dezimiert das Training auf den Wiederbeginn Ende Monat auf. Nach den Corona-Tests am Sonntag fehlten mit Vaso Vasic, Jordy Wehrmann, Ibrahima Ndiaye und Samuel Alabi vier Akteure. Das Quartette wurde isoliert. Daneben trainieren die drei Spieler Pascal Schürpf, Filip Ugrinic und Samuele Campo nach Verletzungen vorerst individuell. Von einem grossen Kader kann Luzern nicht sprechen, auch wenn noch zwei, drei Akteure in den nächsten Tagen dazustossen werden. Es dürfte sich um zwei Innenverteidiger und einen Stürmer handeln. Neo-Trainer Mario Frick sagt lediglich auf die Kaderzusammensetzung, «dass es nicht zu viele Abwesende auf Grund von Coronafällen geben sollte.» Um vorbeugend zu wirken, werden die Spieler regelmässig getestet. Vorerst muss Frick mit sieben Mann weniger auskommen. Er hofft, bis zum Trainingslager in Spanien alle Mann an Bord zu haben. «Die Vorbereitung ist kurz, wir müssen jeden Tag gut nutzen», sagt der Liechtensteiner. Er habe in Vaduz gute Erfahrungen damit gemacht, am Morgen physisch zu arbeiten und am Nachmittag mit dem Ball.

Von einem Profibetrieb kann der FC Biel da natürlich nur träumen. Er wird viermal wöchentlich am Abend antreten. Das erste Training nach der Winterpause findet am kommenden Montag statt. Bis dann sollten gemäss Sportchef Mauro Ierep noch drei, vier neue Spieler dazustossen. Vorab auch im Sturm. In der Pause hat sich Biel bekanntlich von Colamartino, Rawyler, Nuzzolo und Adjei getrennt (das BT berichtete). Kasai dürfte Biel ebenfalls noch verlassen. Innenverteidiger Ghomrani kann den Aufwand nicht mehr betreiben und bat um Auflösung des Vertrages. François Affolter wird ihn wie gemeldet ersetzen.

Wie der FC Biel mit Corona-Tests vor sich gehen wird, ist noch offen. «Man muss leider mit positiven Fällen rechnen. Ich denke, dass wir die Mannschaft durch unseren Local-Med-Partner durchtesten müssen.» Beim FC Biel sind nur etwa 60 Prozent der Equipe überhaupt geimpft. bmb

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