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Kerzerslauf

Eine kenianische Enklave

Der Kerzerslauf ist einmal mehr ein Triumphzug der Kenianer geworden. Für den Seeländer Lichtblick sorgte bei der 35. Jubiläumsausgabe Brigitta Mathys.

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mob. So sitzen sie nun also da und warten. Der Zug zwischen Lyss und Kerzers ist an diesem Samstagnachmittag den Läufern vorenthalten. Sie tragen mal giftgrün, dann pink oder ein knalliges rot. Ja, Neonfarben geniessen bei den Laufsportlern wieder Hochkonjunktur. Um sich auf ihren Start zu konzentrieren, hören die einen Musik, andere lesen Zeitung oder unterhalten sich mit Leidensgenossen über den bevorstehenden Wettkampf.


Als der Zug in Kerzers hält, gibt es kein Entkommen mehr. Von allen Seiten strömen Sportler zur Startzone im Dorfkern. Am Ende des Tages zählen die Organisatoren 8571 Teilnehmer. Damit verpasst der 35. Kerzerslauf den Rekord aus dem Vorjahr knapp, als 8777 Läufer zum ersten Wettkampf der Schweizer Laufsaison an den Start gingen. OK-Präsident Heinz Kramer wird am Ende der Veranstaltung dennoch sagen: „Wir haben einen schönen Kerzerslauf erlebt. Mir ist vor allem die Qualität wichtig und da es keine grösseren medizinischen Probleme gab, bin ich zufrieden.“ Der einzige Wehrmutstropfen aus Kramers Sicht: Die ausbleibende Schweizer Präsenz bei den Spitzenläufern. Denn auch der Jubiläums-Kerzerslauf war einmal mehr ein kenianischer Triumphzug.

Um 12.23 Uhr schickt Adolf Ogi mit einem Knall die Läuferinnen als erste auf die 15-km-lange Strecke. 51 Minuten und fünf Sekunden später läuft Tabitha Gichia als erste über die Ziellinie, sie ist völlig ausgepumpt und muss gar von einem Betreuer gestützt werden. Der Kenianerin folgen zwei Landsfrauen aufs Podest, Jane Muia mit fünf und Chelangat Sang mit 21 Sekunden Rückstand. Fast genau zweieinhalb Minuten nach Siegerin Gichia läuft mit Ursula Spielmann-Jeitziner (7.) die erste Schweizerin über die Ziellinie. Für sie ist es eine erfolgreiche Leistung, ebenso wie für Brigitta Mathys, die den Kerzerslauf als drittschnellste Schweizerin beendet.


Die Büetigerin erreicht im Gesamtklassement den elften Rang. „Während des Laufens habe ich immer daran gedacht, dass es schön wäre, unter die besten drei Schweizerinnen zu laufen“, sagt sie. Bis Kilometer zehn habe sie mit einer Schweizer Gruppe gekämpft. Dann kam der berühmt-berüchtigte „Golaten-Stutz“. „Ich sagte danach im Spass zu meinen Konkurrentinnen „und tschüss““. Denn sie sei überhaupt keine Hügelläuferin und habe in der Vorbereitung auch kein entsprechendes Training absolviert. Doch dieses Mal meisterte sie den „Golaten-Stutz“ gut, weil Mathys ihn mit einer weiteren  Läuferin bestreiten konnte und diese danach gar abhängte. „Das hat mich so motiviert, dass ich noch einmal beschleunigt habe.“ Als nächstes stehen für sie die OL-Testläufe für die Nordic Tour an.

Als Mathys noch im Zielraum steht, ist Edwin Kiptoo bereits verschwunden. Der Kenianer hat mit seiner Zeit von 43.47,8 den Kerzerslauf-Rekord von Stanley Salil aus dem Jahr 2007 nur um 22 Sekunden verpasst. Da betrug sogar der Rückstand des zweitplatzierten David Kogei (Ken) mehr (27 Sekunden). Bei Kilometer elf übernahm Kiptoo die Spitze und gab diese nicht mehr Preis. Bester Schweizer wurde Florin Salvisberg auf Platz 14. Kiptoo kam erst letzte Woche in der Schweiz an, konnte sich aber erstaunlich schnell an die Temperaturen akklimatisieren. Da hatte Siegerin Gichia mehr Mühe, „es war einfach zu kalt“. Morgens um 7 Uhr mass das Thermometer in Kerzers noch minus sieben Grad, bis zum Rennstart stiegen die Temperaturen dann in den einstelligen Plus-Bereich.


Die Temperaturen könnten auch das Problem von Gabriel Hopf gewesen sein. Er kämpfte vom Start an mit Wadenkrämpfen. Mit Platz 54 und einer Zeit von 53.22 konnte sich der Bieler Triathlet über 15 Kilometer trotzdem als bester Seeländer klassieren. Und das bei seinem ersten Wettkampf nach einem halben Jahr Pause, unter anderem, weil sich Hopf an den Augen hatte operieren lassen müssen. „Gesundheitlich geht es mir aber jetzt tiptop.“ Erst vor einer Woche ist der Bieler aus dem Trainingslager in Gran Canaria zurückgekehrt, möglich, dass die Wärmeumstellung die Krämpfe verursacht habe, so Hopf. Dann ging er nach Hause, nicht ganz unglücklich, „denn eine 53er-Zeit musst du erst einmal laufen“. Ihm taten es Hunderte gleich, geduscht und nun in etwas dezenterer Kleidung.

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