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Doping

Fokus auf Spitzensport

Für grössere Kontrollen im Breitensport fehlt Antidoping Schweiz heute das Geld. Trotzdem will die Agentur am Eidgenössischen Turnfest in Biel und Umgebung präsent sein.

Die Schweizer Breitensportler können ihre Wettkämpfe grösstenteils bestreiten, ohne Dopingkontrollen abliefern zu müssen. Foto: Adrian Streun/a

Marco Oppliger

Höher springen, schneller rennen, weiter werfen. Welcher Sportler möchte das nicht können? Der logischste Weg dazu ist intensives Training - allerdings ist es auch ein beschwerlicher Weg. Und wenn dann trotz Einheiten im Fitnesskeller das Resultat nicht wie gewünscht ausfällt, liegt es manchen nahe, mit gewissen Substanzen «nachzuhelfen».

Zwischen dem 1. Oktober und dem 31. Dezember 2012 stellte Antidoping Schweiz 24 verwaltungsrechtliche Verfügungen zum Einzug und zur Vernichtung von Dopingmitteln aus, die durch die Zollbehörden beschlagnahmt worden waren. Die Adressaten dieser Substanzen: Breitensportler.

 

Beschränkte Mittel

Allerdings sieht Matthias Kamber, der Direktor von Antidoping Schweiz, keine grosse Gefahr, dass aus den Amateursportlern plötzlich ein Volk von Doping-Sündern wird. «Es handelt sich dabei vielleicht um eine gewisse Enklave», erklärt er. «Beispielsweise der ambitioniertere mittelalterliche Herr, der im Marathon noch einmal etwas reissen will, oder der aufstrebende junge Radfahrer, der noch ein Team sucht.» 2000 gab es zum letzten Mal eine grössere Untersuchung über die Verbreitung von Doping im Breitensport, damals im Zusammenhang mit einem Laufsportanlass in Davos. Das Ergebnis: Gedopt wurde nicht, Medikamente nur sehr selten eingenommen. «Aber das ist nun über zwölf Jahre her, deshalb möchten wir diese Untersuchung gerne wiederholen», so Kamber. Bloss ist auch klar, dass Antidoping Schweiz dies nicht selbst finanzieren kann. Dies müsste im Rahmen einer universitären Arbeit geschehen.

Denn finanziell liegen für Antidoping Schweiz gerade im Breitensport keine allzu grossen Sprünge mehr drin. Letztes Jahr hat die Agentur ein Defizit von rund 173 000 Franken erwirtschaftet (siehe Zweittext). Es fehlt der grosse Sponsor, wie das zuletzt die Krankenkasse Visana war. Damals konnt Antidoping Schweiz an Breitensportanlässen grösser auftreten. 2012 besuchte die Agentur dann auf eigene Rechnung noch sechs Breitensportanlässe im Turnen, der Leichtathletik, im Laufsport, im Tennis, im Orientierungslauf und im Radsport. Kontrollen im Breitensport seien nur beschränkt möglich, sagt Kamber, «sonst kommt dann rasch der Vorwurf, wir würden uns zu stark auf die Breiten- anstatt auf die Spitzensportler konzentrieren».

Kamber hofft aber, dass mit einem neuen Bluttest künftig mehr Sportler kontrolliert werden können, weil er speditiver durchführbar ist. Und das Ziel sei es trotz beschränkten finanziellen Möglichkeiten, im Breitensport präsent zu sein. Denn die Rückmeldungen aus den letzten Jahren seien darauf durchaus positiv ausgefallen, wie 2012 eine Umfrage mit 40 Schweizer Sportverbänden gezeigt habe.

 

Antidoping Schweiz in Ipsach

Nun findet mit dem Eidgenössischen Turnfest in diesem Juni in Biel und Umgebung der grösste Breitensport-anlass des Landes statt. Antidoping Schweiz wird dort sicher präsent sein - und zwar mit einem Informationsstand auf dem Wettkampfgelände in Ipsach.

«Wir wollen nicht nur die Spitzenathleten, sondern auch die Breitensportler sensibilisieren», sagt Kamber. Dabei geht es in erster Linie nicht nur um Doping, sondern auch um den Gebrauch von Medikamenten oder Nikotin. Wichtige Informationen können Sportler hier bereits über die Internetseite von Antidoping Schweiz finden. «Doch wir wollen unsere Arbeit in der Bevölkerung auch bekannt machen, zeigen, dass wir ein Kompetenzzentrum sind», so Kamber.

Ob am ETF 2013 auch Breitensportler getestet werden, darüber gab er keine Auskunft. Denn die Kontrollen finden ohne Ankündigungen statt, sonst würden sie wenig Sinn machen. Wie die Kontrollstatistik von Antidoping Schweiz zeigt, wurden 2012 78 Urin- und acht Blutkontrollen bei Turnern durchgeführt. Diese wurden aber nur im Spitzensportbereich, also im Kunstturnen und der Rhythmischen Gymnastik, vorgenommen. Doch wer weiss, vielleicht müssen am ETF auch ein paar Turner aus dem Amateurbereich zur Kontrolle antreten.

Link: www.antidoping.ch

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