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Biennathlon

Neulinge überraschen die Arrivierten

Der Emmentaler Peter Gerber und die Luzernerin Renata Bucher haben gleich bei ihrer ersten Teilnahme in Biel gewonnen. Seriensieger Jan Pyott musste sich wegen Krämpfen mit Platz 2 begnügen, Sami Götz war der zweite Seeländer auf dem Männer-Podest.

Biennathlon-Sieger Peter Gerber am Ziel. Bild: Stefan Leimer
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Francisco Rodríguez

Ihn hatte niemand auf der Rechnung. Peter Gerber aus dem emmentalischen Affoltern bestritt zum ersten Mal den Biennathlon, als Vorbereitung auf den Inferno-Triathlon Mitte August im Berner Oberland. Zufrieden lief er unter dem Jubel und Applaus des Publikums am Joran-Platz ins Ziel. «Ich hatte mir eine Topten-Klassierung zum Ziel gesetzt», meinte Gerber. Leicht euphorisch wurde der Emmentaler, als er nach einigen Minuten realisierte, dass er sogar der Sieger war. Denn der vor ihm eingetroffene Ramon Krebs hatte die restlichen Disziplinen nach Aufgabe im Schwimmen und Rückgabe des Chips nur noch trainingshalber und ausser Konkurrenz absolviert. «Sorry für die Verwirrung», meinte Krebs am Ziel. «Ich bin überglücklich, das ist gewaltig», so der überraschte Gerber.

Mountainbike und Rennrad seien seine bevorzugten Disziplinen. «Erst letztes Jahr habe ich mit Multisport-Events angefangen.» Mit Erfolg, denn der 34-jährige Emmentaler belegte im vergangenen September an der S2-Challenge bei fünf Disziplinen von Langnau nach Schwarzenburg den 2. Gesamtrang. Zuvor hatte er die 20. Ursenbacher Trophy mit Laufen, Biken, Inlineskaten und Schwimmen gewonnen. «Es ist mir heute wirklich super gelaufen», freute sich Gerber. Etwas mehr als drei Minuten nach ihm traf ein erschöpfter Jan Pyott im Ziel ein. «Das war heute sehr hart für mich», so der entthronte Seriensieger.

Fünf Minuten Vorsprung eingebüsst

Nach dem Rennrad und dem Schwimmen lag der gebürtige Bieler noch über fünf Minuten vor Gerber. «Beim Aufstieg mit dem Mountainbike hatte ich aber immer mehr Probleme mit dem Hüftbeuger und den Adduktoren.» Von Krämpfen geplagt, biss Pyott auf die Zähne, büsste aber seinen Vorsprung bis zu Beginn der abschliessenden Laufstrecke wieder ein. Beim Aufstieg musste Pyott den Neuling ziehen lassen. «Ich gönne ihm diesen Sieg, chapeau, wie er das Tempo bis am Schluss durchziehen konnte.» Gut eine Minute hinter Pyott lief der Lengnauer Sami Götz als Gesamtdritter ein.

Pyott blieb die Erkenntnis, «dass mein Cross-Triathon-spezifisches Training nicht darauf ausgerichtet ist, auch noch eine über einstündige Velofahrt auf den Chasseral und zurück zu unternehmen.» Die anfängliche Disziplin auf dem Rennrad habe viel Kraft gekostet. «Unter diesen Umständen kann ich mit dem 2. Platz zufrieden sein und werde sicher auch nächstes Jahr an meinem Heimrennen teilnehmen.» Zunächst geht nun es für ihn in den reinen Cross-Triathlon-Disziplinen Schwimmen, Mountainbike und Laufen weiter. Am Samstag strebt Pyott im Vallée de Joux den Schweizer-Meister-Titel an und eine Woche später startet er am Xterra Frankreich. Höhepunkte sind die Europameisterschaften im Juli in Rumänien sowie die Weltmeisterschaften Ende August in Kanada.

Renata Bucher in alter Stärke

Einen überlegenen Sieg feierte bei ihrer ersten Teilnahme Renata Bucher, die der zweitplatzierten Eva Hürlimann gleich elfeinhalb Minuten abnahm. Die dreifache Europameisterin, die letztes Jahr nach der WM in Australien ihren Rücktritt als Profisportlerin gegeben hatte, kann inzwischen vermehrt an nationalen Anlässen teilnehmen. «Früher war ich jeweils für die Xterra-Europa-Tour unterwegs und habe es jetzt genossen, einmal den Biennathlon zu machen.» Die schöne Bike-Region zwischen See und Jura habe es ihr angetan. Das Rennrad sei zwar ebenfalls nicht ihre Paradedisziplin, dafür konnte Bucher im Unterschied zu Pyott auf dem Mountainbike der Konkurrenz davonfahren. Dabei kam der 40-jährigen Luzernerin entgegen, dass sie am Freitagnachmittag in Begleitung von Pyott die Bike-Strecke genauer unter die Lupe nahm. «Auch nach meiner Profizeit will ich möglichst gut vorbereitet sein», so Bucher, die als High Performance Director beim Schweizer Triathlonverband ihre Erfahrung weitergibt, sich aber auch selber fit hält. – Übersicht Seite 16

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OK-Präsident zieht eine positive Bilanz

Nach bescheidenen 400 Teilnehmern im letzten Jahr, der den Organisatoren einen Verlust von 30 000 Franken beschert hatte, wurde gestern am 10. Biennathlon die 500er-Marke übertroffen. «Wir sind sehr zufrieden und rechnen mit einem kleinen Gewinn», sagte OK-Präsident Fränk Hofer. Zum einen habe man durch die Reduktion der Kategorien das Budget von 85 000 auf 60 000 Franken anpassen und zum anderen die Einnahmen erhöhen können. Die Marketingaktivitäten mit der grossen Präsenz in den Sozialen Netzwerken hätte sich ausbezahlt gemacht. Eine Teambörse auf der Biennathlon-Homepage und die Kooperation mit dem Gigathlon und Inferno-Triathlon, die Werbung für den Bieler Anlass machten, sorgten in Kombination mit dem neuen Wettkampf-Format und dem guten Wetter für einen erfreulichen Teilnehmerzuwachs von gegen 30 Prozent. Man wolle auch nächstes Jahr die Disziplin Rennrad im Programm lassen und so bei allen Gigathlon- und Inferno-Startern den Biennathlon als idealen Vorbereitungswettkampf anpreisen. Dazu würden die dieses Jahr ausgelassenen Kinderrennen wieder zum konkreten Thema werden (das BT berichtete).

Nach der Fehlleitung letztes Jahr im Mountainbike-Rennen hätte es sich bewährt, dass diesmal zehn Minuten vor dem Start ein E-Biker die Strecke abfuhr, um einen letzten Sicherheitscheck zu machen. Ohne Zwischenfall ging der Biennathlon auch dieses Jahr nicht über die Runden, denn zwei Teilnehmer stürzten mit dem Rad. Zuerst eine Rennvelofahrerin in der Twannbachschlucht, was Hektik auslöste, ehe es später einen Mountainbiker in Vingelz erwischte und sich die Autokolonne bis zum Salzhausplatz staute. Beide mussten mit der Ambulanz ins Spital gebracht werden. Glücklicherweise hätten sie keine gravierenden Verletzungen davongetragen und könnten bald wieder nach Hause gehen. fri

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