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Kanu

Raus aus dem Rampenlicht

Ab morgen stehen die Brüder Lukas und Simon Werro an der Europameisterschaft im slowenischen Tacen im Einsatz. Seit der Teilnahme an den Olympischen Spielen im Vorjahr hat sich für die Magglinger einiges geändert.

Fast ein Jahr ist es her: Die Magglinger Brüder Lukas (links) und Simon Werro starteten an den Olympischen Spielen in Rio. Bild: Keystone

Michael Lehmann

Das bisherige Karriere-Highlight der Magglinger Kanu-Brüder Lukas und Simon Werro liegt bald ein Jahr zurück. Im Zweier-Canadier (C2) starteten sie am olympischen Turnier in Rio de Janeiro und verpassten ein Diplom nur knapp. Seither ist es ruhiger um das Bruderpaar geworden. Sie hätten schon damit gerechnet, dass nach dem Olympia-Auftritt eine schwierigere Zeit auf sie zu kommen würde, sagt Lukas Werro. «Aber in diesem Ausmass hat es auch uns überrascht. Wir mussten quasi wieder bei Null starten.»

Ein Schicksal, dass die Werros mit vielen anderen Randsportlern teilen. Das Rampenlicht, in dem die beiden Kanuten in den Monaten vor den Olympischen Spielen gestanden sind, ist erloschen. Lukas und Simon Werro sind in der Normalität angekommen. Einerseits sei dies nicht tragisch, so Lukas Werro. «Wir betreiben unseren Sport ja nicht der Bekanntheit wegen.» Andererseits ist ihnen im Vorjahr einiges leichter gefallen. Zum Beispiel die Sponsorensuche. Das Profi-Dasein haben die beiden Sportstudenten deshalb aufgegeben – zumindest vorerst.

Wieder in den Einer-Booten

Zwei Jahre haben die Werro-Brüder einzig dem Spitzensport gewidmet. In dieser Zeit setzten sie voll auf den C2, weil sie in dieser Disziplin die besten Chancen für eine Olympia-Teilnahme sahen. Nun hat sich die Ausgangslage jedoch geändert. Im Juli bestimmt das olympische Komitee, welche Disziplinen auch 2020 in Tokio im Programm bleiben. Bei den Kanuten geht man fest davon aus, dass der Zweier-Canadier in Rio den letzten olympischen Auftritt hatte.

Deshalb haben die Seeländer bereits in der Vorsaison angekündigt, in Zukunft auch wieder im Einer anzutreten. Konkret ist der 25-jährige Lukas Werro wieder in den Kajak (K1), sein zwei Jahre älterer Bruder Simon in den Canadier (C1) gestiegen. Das sind die Disziplinen, in welchen sie zuvor ebenfalls gute Resultate erzielt hatten. Den Zweier-Canadier haben sie jedoch nicht aufgegeben. Warum? «Weil es uns Spass macht und weil wir in dieser Disziplin doch auf einem hohen Niveau unterwegs sind», erklärt Lukas Werro.

EM als Standortbestimmung

Anfangs Mai fanden die Selektionsläufe für die morgen beginnenden Europameisterschaften statt. Wenig überraschend qualifizierten sich die Magglinger sowohl in ihren Einer-Booten als auch gemeinsam im Zweier für den Start im slowenischen Tacen.

Traditionell findet die Europameisterschaft zu Beginn der Kanu-Saison statt. Deshalb ist der Wettkampf für die Werro-Brüder auch eine Standortbestimmung. Simon Werro sagt dazu: «Im C1 muss ich mich zuerst wieder etablieren, da ich schon länger nicht mehr auf internationalem Niveau gefahren bin.» Er strebt an, den Halbfinal der besten Zwanzig zu erreichen. Etwas ambitionierter zeigt sich Bruder Lukas, der auf einen Top-Ten-Platz hofft.

Im C2 wäre alles andere als ein Vorstoss in den Final der besten Zehn eine Enttäuschung. In diesem gelte es dann in erster Linie, die Nerven zu behalten. Die Strecke in Tacen ist technisch herausfordernd. Gleich zu Beginn geht es rund vier Meter abwärts. «Dort kann man im schlimmsten Fall bis zu zehn Sekunden verlieren», sagt Lukas Werro. Das käme in einem Kanulauf einer halben Ewigkeit gleich. Da sie aber schon mehrere Läufe auf der slowenischen Strecke absolviert haben, zeigen sich die Brüder verhalten optimistisch. «Die Strecke hier liegt uns und das stimmt uns zuversichtlich», so Simon Werro.

Profi-Comeback möglich

Die Europameisterschaft ist für die Werros der erste der zwei Saison-Höhepunkte. Ende September finden im französischen Pau die Weltmeisterschaften statt. An den Weltcup-Läufen dazwischen gilt es für die Magglinger, sich optimal auf den Schlusspunkt vorzubereiten. Denn letztlich zählen vor allem die Resultate an den Grossevents.

Das wissen auch die beiden Seeländer. Sie können sich grundsätzlich vorstellen, nochmals eine Zeit als Profi einzulegen und geben dabei zu, dass die nächsten Olympischen Spiele in ihren Hinterköpfen eine Rolle spielen. Die Erfahrungen nach der Olympia-Teilnahme haben ihnen jedoch gezeigt, dass dies kein einfaches Unterfangen werden dürfte. Simon Werro sagt: «Tokio 2020 bleibt das gross Ziel von uns beiden. Der Weg bis dahin ist noch lange und dazu müssen die Zwischenschritte stimmen. Wir sind jedenfalls motiviert, weiterhin hart für unser Ziel zu trainieren.»

 

Chiarello an der
U23-Weltmeisterschaft

  • Die Schweiz nimmt mit fünf Athleten an den Europameisterschaften in Tacen teil. Neben den Werro-Brüdern sind Martin Dougoud und Dimitri Marx (im Einer-Kajak) sowie Thomas Koechlin (im Einer-Canadier) am Start.
  • Als Vierter hat der Bieler Gelindo Chiarello die Qualifikation für die EM im Einer-Kajak knapp verpasst. Der 18-Jährige konnte sich dafür sowohl im Kajak als auch im Canadier für die U23-Weltmeisterschaft in Bratislava und die U23-Europameisterschaft in Hohenlimburg qualifizieren.
  • Diese finden vom 18. bis 23. Juli (Bratislava) und vom 17. bis 20. August (Hohenlimburg) statt.
  • Die Selektion für die Elite-WM in Pau wird durch separate Kriterien während der Saison bestimmt. leh

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