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Wider den Verrat am Sport

An der Sportministerkonferenz vom 17. bis 19. September wird die «Konvention von Magglingen» unterzeichnet. Diese ist ein grosser Schritt bei der Bekämpfung der Wettkampfmanipulation.

David Blumer (rechts), ehemaliger Spieler des FCWil und des FCThun, betritt mit seinem Anwalt am 12. November 2012 das Bundesstrafgericht in Bellinzona. Trotz teilweiser Geständnisse werden er und die Mitangeklagten im Wettskandal freigesprochen. ky

Tobias Graden

Vom 17. bis 19. September beherberbergt das Bundesamt für Sport in Magglingen rund 50 Sportminister aus den Mitgliedsländern des Europarates. Sie werden hier die Konvention gegen Wettkampfmanipulation im Sport unterzeichnen, die als «Magglinger Konvention» in die Geschichte eingehen soll. Die Konferenz sei ein Ereignis, wie es Magglingen noch nie gesehen habe, betonte Baspo-Direktor Matthias Remund an der gestrigen Medienkonferenz, nicht zuletzt wegen der politischen Bedeutung. Doch auch organisatorisch haben Projektleiter Rudolf Zesiger und die Baspo-Mitarbeiter alle Hände voll zu tun: Insgesamt werden 200 Gäste erwartet, 150 externe Helfer kommen nach Magglingen, ebenso viele werden seitens des Baspo im Einsatz für die Konferenz stehen. Die Sport-Toto-Halle wird zum Konferenzsaal umgebaut, die Halle End-der-Welt zum Verpflegungs- und Eventzentrum. «Wir haben die Sportminister absichtlich an einen Ort eingeladen, an dem der Sport praktiziert wird», sagt Remund. Die Minister freuten sich auf die «Sport-Atmosphäre», seien doch einige selber ehemalige Spitzensportler. So nächtigen sie in Magglingen, ohne zusätzlichen Luxus in den Zimmern. Für die übrigen Teilnehmer wurden Hotels in Biel und Ipsach gebucht. Einschränkungen gibt es aber für die Bevölkerung.   

 

Im November 2012 sprach das Bundesstrafgericht in Bellinzona die Fussballspieler Darko Damjanovic und Christian Leite vom FCGossau und David Blumer vom FCThun und vom FCWil frei. Sie sollen im Jahr 2009 Spiele der Challenge League manipuliert haben, um zusammen mit Hintermännern eines Netzwerks von Wettanbietern im asiatischen Raum hohe Wettgewinne zu erzielen. Die Fussballer waren teilweise geständig – und trotzdem wurden sie nicht verurteilt. Nur eine natürliche Person könne arglistig getäuscht werden, nicht aber ein Wettautomat oder ein anonymes asiatisches Online-Portal, so die damalige Begründung des Gerichts.
Matthias Remund, Direktor des Bundesamts für Sport Baspo in Magglingen, ist dezidiert anderer Meinung: «Spielabsprachen sind Verrat am Sport!» Wettmanipulationen berührten die wichtigsten Inhalte des Sports, so Remund an der gestrigen Medienkonferenz:Das Fairplay, die Spannung, die Ungewissheit des Ausgangs des Spiels.


Internationales Problem


Bald wird die Rechtssprechung in Fällen wie dem eingangs erwähnten in der Schweiz anders aussehen. Im Rahmen des neuen Geldspielgesetzes werden Strafnormen gegen Manipulation im Sport eingeführt. «Die Schweiz hat die Hausaufgaben gemacht», so Remund.
Allein: Spielmanipulation und Wettbetrug sind nicht auf die Schweiz beschränkt, sondern erfolgen meist in internationalen Netzwerken – und die Rechtslage ist nur schon in Europa noch uneinheitlich. Einig sind sich aber die Mitgliedsländer des Europarates, dass dagegen vorgegangen werden muss und dass der Sport das Problem nicht alleine lösen kann. Der Europarat hat darum eine rechtsverbindliche Konvention gegen Wettkampfmanipulation im Sport ausgearbeitet. Vom 17. bis 19. September treffen sich nun die Sportminister der Mitgliedsländer an der Konferenz in Magglingen, um die Konvention zu unterzeichnen. Für die Schweiz wird dies Bundesrat Ueli Maurer tun – er wird als Gastgeber auch die Konferenz präsidieren. Der Bundesrat hat am 20. August die Konvention gutgeheissen, sie wird dann noch durch die Räte zu ratifizieren sein.


Wichtig für die Schweiz


Die Konvention verpflichtet die Staaten, entsprechende wirksame Strafnormen zu erstellen und sich gegenseitig Rechtshilfe zu gewähren. Die Staaten werden zudem verpflichtet, mit den Sportorganisationen zusammenzuarbeiten. Sie enthält Empfehlungen zum Umgang mit illegalen Wettanbietern und verlangt die Schaffung von Anlaufstellen. Für die Schweiz, so Remund, sei diese Konvention auch deshalb von grosser Bedeutung, weil sie die Sitze zahl-reicher wichtiger internationa-ler Sportverbände beherbergt. Schliesslich soll die Konvention – die nicht zuletzt als Zwischenschritt in der weltweiten Bekämpfung der Wettkampfmanipulation zu sehen ist – als «Magglinger Konvention»in die Geschichte eingehen und damit den Namen des Seeländer Baspo-Sitzes in die Welt hinaustragen.
Fotoverbot für Mitarbeiter
Für Magglingen und das Baspo ist die Konferenz eine grosse Sache (vgl. Titelseite). Alleine vom Baspo werden gegen 150 Mitarbeiter dafür tätig sein. Sie sind vorgängig geschult worden, auch im Bereich der Sicherheit. So ist es ihnen beispielsweise untersagt, von der Konferenz Fotos zu schiessen und auf sozialen Netzwerken zu verbreiten. Wegen der Sicherheitsmassnahmen sind in den Tagen der Konferenz diverse Einschränkungen nötig (vgl. Infobox), so wird etwa die Zufahrt nach Magglingen kontrolliert. Die Schweiz ist zu solchen Massnahmen verpflichtet.
Im Baspo und bei dessen Direktor herrscht spürbare Vorfreude. «Sportminister pflegen unter-einander einen unkomplizierten Umgang», sagt Remund, «manche sind selber ehemalige Spitzensportler. Sie freuen sich auf eine Konferenz in echter Sport-Umgebung.»Für jene Minister, die zum Sport nicht nur konferieren, sondern ihn auch treiben wollen, bietet das Baspo vormittags jeweils ein Sportprogramm an.

 

Einschränkungen für die Bevölkerung
Verkehr: Vom 17. September, 7 Uhr, bis 19. September, 12 Uhr, ist die Durchfahrt ab Combe nach Magglingen nur mit Durchfahrtskarten möglich. Wer keine hat, darf nicht nach Magglingen fahren.
Parkplätze:stehen vom 17. bis 19. September beim Baspo keine zur Verfügung.
Sportanlagen:vom 12. September ab 18 Uhr bis am 21. September um 24 Uhr sind alle Aussen- und Innenanlagen des Baspo gesperrt.
Restaurants:Das «End der Welt» ist vom 16. bis zum 20. September um 11 Uhr geschlossen, die «Hohmatt» vom 15. bis zum 19. September um 11 Uhr.
Spaziergänger können sich frei bewegen (Anweisungen des Sicherheitspersonals befolgen).    tg

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