Im Garten finden wir denn auch den für uns vorgesehenen Tisch mit der sympathischen handschritlichen Notitz «Ä schöne Obe». Hier gilt die Aufmerksamkeit sogleich der Apérokarte: Die klassischen Drinks werden aufgepeppt serviert: So gibt es einen Lillet-Minze-Tonic-Water (à 8.50 Fr.), einen Aperol Prosecco mit Orange und Holunder (12 Franken) sowie – für die Fahrerin – einen alkoholfreien «Sommernachtstraum», bestehend aus Tee, Minze, Eis, Zitrusfrüchten und Limonade (à 6.50 Fr.). Letzterer ist ansprechend mit Früchten dekoriert, doch schmecken tun sie alle.
Während sich die Gartentische immer mehr füllen, brüten wir über der Speisekarte. Da lockt sowohl von der normalen Speisekarte als auch von den Sommerspezialitäten so Einiges. Zwei von drei entscheiden sich für eine Vorspeise: Einmal das hauchzarte Carpaccio vom Rind mit Parmesan, Olivenöl und Rucola à 19 Franken und einmal den Salat aus einheimischer Büffelmozzarella und Strauchtomaten, serviert mit Basilikum und Olivenöl à 15 Franken.
Das macht Lust auf mehr. Deshalb widmen wir uns schon einmal dem Wein: Wir gönnen uns einen Châteauneuf-du-Pape Jahrgang 2013 von der Domaine Vieux Lazaret (54 Franken die Flasche). Der würzig-fruchtige Wein aus einem von Frankreichs bekanntesten Anbaugebieten mundet hervorragend.
Als Hauptspeise wünschen wir einmal die Kalbsfiletmedaillons «Charente» an Cognacschaumsauce (kleine Portion à 41.50 Fr.) Als Beilage scheinen die klassischen Nüdeli am passendsten. Die beiden rosagebratenen Medaillons sind ansprechend dekoriert mit essbaren Blüten und einer Garnitur aus Karotten, Spinat und Blumenkohl. Die mildwürzige Cognacsauce ergänzt das Fleisch ideal. Zum Glück wird noch ein Kännchen davon zu den Nudeln serviert.
Weiter wird von der Sommerspezialitäten-Karte das Tatar vom Premium-Angus-Rindsfilet gewählt, das handgeschnitten und nach Hausrezept frisch zubereitet wird (à 39.90 Fr.) Das schmeckt zwar grundsätzlich sehr gut, allerdings wurde nicht wie normalerweise üblich ein «Versuecherli» gereicht, um den gewünschten Schärfegrad festzustellen. Zudem war das dazugereichte Toastbrot leider kalt.
Dafür löst die Salatkombination mit frittierten Egliknusperli und Tartarsauce (31 Franken) Begeisterung aus: Der Entscheid für dieses Gericht fiel in letzter Minute nach einem Blick zum Nachbartisch und wurde nicht bereut: Der Fisch sei zart und keine Spur trocken, wie das anderenorts leider gern vorkomme, sagt die gelernte Köchin im Bunde. Ein Fest für das Auge ist die Beilage, die mit «Salatkombination» etwas gar unterverkauft wird: Da finden sich Tomaten, geraffelte Karotten, essbare Blüten sowie Wassermelonenstücke, Johannesbeeren und Himberen.
Uns bedienen Gastgeberin Nelly Rätz und eine Angestellte mit angenehmer Zurückhaltung. Etwas mehr Zurückhaltung hätte dafür den Fliegen gutgetan, die den ganzen Abend um uns herumschwirren. Der nahe Bauernhof lockt sie an, erklärt Nelly Rätz. «He nu», denken wir, «wir sind halt auf dem Land.»
Auch Chefkoch Erich Rätz, der sein Restaurant in die Schweizerische Gilde etablierter Köche gewirtet hat, holt sich im Garten sein verdientes Lob ab.
Auf den Kaffee verzichten wir, nicht aber auf das Dessert, denn die Karte verheisst einige besondere Verlockungen. Die Wahl fällt auf das Holundermousse mit Erdbeeren (14 Franken), wobei der Garnitur auch Himbeeren beigefügt wurden. Ein genau richtig portionierter und wunderbar schmeckender Abschluss eines warmen Sommerabends, den man nirgendwo anders hätte verbingen wollen als in diesem Gartenrestaurant.
E-Mail: abutorin@bielertagblatt.ch
Info: Restaurant-Hotel Rössli Busswil, Bahnhofstrasse 46, Busswil. Tel: 032 385 20 40. www.roessli-busswil.ch. Öffnungszeiten: Bis 12. Aug: Di-Do bis 23 Uhr, Fr-Sa bis 24 Uhr. Ab 13. Aug: täglich geöffnet.
Restaurant-Hotel Rössli Busswil
- Karte: «Vom kleinen Snack bis zum Châteaubriand», so beschreibt sich das «Rössli» selbst. Der Fokus liegt auf Fleischgerichten, aber es gibt auch Fisch und Vegetarisches. Die grosse Karte wird mindestens viermal pro Jahr gewechselt, dazu gibt es aktuell eine kleine Sommerkarte. Mittags gibt es jeweils eine Mittagskarte.
- Preis: Mittleres bis oberes Preissegment.
- Ambiente: Das Interieur des mehrmals umgebauten Hauses ist rustikal, der Garten gemütlich.
- Hier kocht: Erich Rätz, der das Haus mit seiner Frau Nelly in dritter Generation führt, seit 1926 ist das «Rössli» in Familienbesitz. ab
