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A Table

Die «Strämpu»-Frites haben Potenzial, zu den Besten zu gehören

Der Gedanke an schön hergerichtetes, regionales und saisonales Essen mag uns an viele Orte versetzen, wohl aber kaum in einen Badi-Imbiss.

Hannah Frei

Hannah Frei

Es sind vielmehr die von Kindern als viel zu klein betitelten weissen Pommesschälchen, auf der die Kartoffelstifte eine zwanghafte Liaison mit viel zu viel Mayonnaise und Ketchup eingehen. Doch das «Le Strämpu» ist anders. Seit Anfang Mai ist das neue Restaurant Teil des Bieler Strandbads. Das Konzept: gehobener Streetfood in einem Restaurant – eine Zusammenarbeit von Deluxe Streetfood und Mosaik Events. Die altbewährten Pommes gibt es im Strampi zwar immer noch, jedoch nur für die Badenden im Bistro im unteren Teil. Oben geht es gesitteter zu und her: Dort stehen Burrata mit Tomatensugo, Ossobucco oder ein Apéro-Plättli mit Käse und Fleisch aus der Region auf der Speisekarte. Dabei unterscheiden sich die Mittags- und Abendkarte stark.

Wir statten dem «Le Strämpu» zum Zmittag einen Besuch ab. Trotz Hitze lässt es sich auf der grosszügigen Terrasse mit Seeblick gut sitzen. Dafür sorgen die Pflanzen, die sich an der Laube festhalten und Schatten spenden, sowie der milde Seewind. Die Bedienung ist freundlich, man ist per Du, unabhängig vom Alter. Bei einem alkoholfreien Vollmondbier und einem Glas italienischem Pecorino studieren wir die Karte. Eine kurze Sache: Mittags gibt es nebst dem Tagesmenü – Kartoffeln aus dem Ofen mit Pouletschenkel und Gemüse – einen Mezzeteller mit Humus und Antipasti, einen gemischten Haussalat, ein Apéroplättli sowie Pinsa Pizza mit Spinat und Frischkäse belegt. Und ganz zu oberst auf der Liste finden sich dann doch noch die berüchtigten Kartoffelstifte, jedoch mit Niveau. Die «Strämpu»-Frites sind Country-Fries mit allerlei Topping: Bohnenchili, Crème Fraiche, Salsa Roja.

Wir wählen einen Haussalat, die Pizza und natürlich die «Strämpu»-Frites. 20 Minuten später steht alles auf dem Tisch. Bei diesem Wetter hätte wohl bereits der Salat für zwei gereicht: Rotkraut, Eisberg, gepickelte Radieschen, eingelegter Chinakohl, Spinat, Stangensellerie, liebevoll angerichtet auf einem Keramik-Teller in Steinoptik, garniert mit einer Joghurtsauce und Nüssen. Dazu gibt es drei Sorten Brot. Für die 17 Franken wird einem viel geboten. Und es schmeckt auch jeder der Bestandteile für sich alleine. Sauce hat es jedenfalls genug, sobald man den Tellerboden sieht, schon fast zu viel. Auch die Pizza überrascht: knusprig, mit frischen Zutaten belegt. Nur blöd, dass Rucola nicht jeder liebt – und es auf der Karte nicht vermerkt war. Bei den Frites war die Vorfreude besonders gross, umso grösser dann aber auch die Fallhöhe. Das üppige Topping hat die Kartoffelstifte rasch getränkt, insgesamt fehlte es an Würze. Schärfe suchte man vergebens, man vermisste das Zusammenspiel von Säure und Süsse. Und doch: Die «Strämpu-Frites» sind um Welten mehr als die normalen Pommes aus dem Imbiss. Gönnt man ihnen noch eine Prise mehr Würze, hätten sie sogar das Potenzial, zu den besten Pommes der Region zu werden.

Schade nur, dass die «Strämpu»-Frites abends nicht auf der Karte stehen. In Kombination mit einer Moscow-Mule würden sie bestimmt zum optimalen Feierabendbegleiter werden.

 

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«Le Strämpu» Nidau

  • Angebot: Kleine Karte mit grossen und kleinen Häppchen, mittags ein wechselndes Menü, abends gibt es nebst Vorspeisen einen Pasta-Teller sowie je ein vegetarisches und ein fleischhaltiges Menü. Die «Strämpu»-Frites mit Bohnenchili, Crème Fraiche und Salsa Roja sind lediglich auf der Tageskarte. Abends gibt es dafür verschiedene Aperitivi.
  • Preis: im Mittelklassebereich.
  • Weine: Es gibt eine Vielzahl an Weinen aus der Region sowie aus Deutschland, Österreich und Italien.
  • Aufgefallen: Der Blick auf den See, den Hafen und die Badegäste ist am Nidauer Seeufer einzigartig. Der Ort lädt ein, um einen lauen Abend erst spät in der Nacht ausklingen zu lassen. Das tut auch die Cocktailkarte mit zahlreichen Mules und Drinks. haf

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