Margrit Mast Beyer
Das «Cheval Blanc», ein uraltes schönes Haus, liegt am Strassenrand und verfügt über genügend Parkplätze. Draussen ein kleiner Tafelwald. Da werden unter anderem Wildgerichte, Muscheln, Froschschenkel, Kalbsnieren, Steak Tartare und ein Tagesmenü feilgeboten. Also nichts wie rein. Nachdem die Covid-Zertifikate kontrolliert sind, werden wir in den schön gedeckten Speisesaal begleitet. Die Einrichtung: Gemütlicher Mix aus alten Möbeln und moderner Malerei an den weissen Wänden, der offene Kamin und das indirekte Licht verströmen ein Wohlgefühl im Nebel von Orvin.
Nachdem wir ein Blanc Cassis als Apéritiv bestellt haben, studieren wir die Speisekarte. Der Küchenchef François Villard hat ein übersichtliches Angebot mit französisch angehauchten Gerichten und saisonbedingt ein Wildgericht. Als Vorspeise entscheide ich mich für ein Waldpilztoast (17.50 Fr.). Bei Geruch und Optik des Tellers habe ich nur eines: Lust, mit dem Löffel reinzuhauen. Was mir besonders gefällt: Als Unterlage gibt es richtiges Brot mit Kruste und nicht ein labbriges Toastbrot.
Das lauwarme Carpaccio mit Trüffel (19.50 Fr.) meiner Begleitung ist ebenfalls ein Gedicht – für Augen und Gaumen. Es wird nicht an Trüffeln gespart und die kleinen Gemüse- und Blumenbeilagen lassen das Gericht wie ein Gemälde aussehen.
Als Wein zur Hauptspeise entscheiden wir uns für einen Pinot Noir vom Schlosskeller Erlach (45 Franken), der von der Winzerfamilie Ursula und Beat Giauque bewirtschaftet wird. Der vollmundige und harmonische Rotwein wird uns von der freundlichen und kompetenten Serviceangstellten empfohlen. Der Wein passe zu allen Fleischgerichten, wie auch zu Geflügel und Käse, wird uns erklärt. Effektiv, der 2020er-Blauburgunder mit Fruchtaromen von Erdbeeren, Kirschen und Brombeeren hat uns geschmeckt.
Als Hauptspeise gibt es Wild, zwar noch kein einheimisches, sondern aus Österreich. Mein Wildschweinfilet (44 Franken) mit traditioneller Beilage wie Rotweinbirne, Kastanien, Spätzli, Rot- und Rosenkohl sowie den naturbelassenen Kastanien ist auf den Punkt gegart, wie auch der Rehpfeffer (36 Fr.) meines Vis-à-vis.
Die Portionen sind reichhaltig, fast zu reichhaltig. So entscheiden wir uns für ein «kleines Verdauerli» als Dessert. Ich kann dem Sorbet mit Vielle prune (9.50 Fr.) nicht widerstehen. Und
an Schnaps hat die Küche nicht gespart ...
Meine Begleitung entscheidet sich für das Absinthe-Eis (8.50 Fr.), das genau die richtige Dosis der «grünen Fee» beinhaltet und schön cremig ist.
Mein Fazit: Ein Abstecher ins «Cheval Blanc» nach Orvin lohnt sich. Das Personal kennt die Karte und ist zuvorkommend, ohne aufdringlich zu sein. Das Essen ist gut abgeschmeckt und das Ambiente verströmt wohlige Wärme.
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«Le Cheval Blanc» in Orvin
- Angebot: Es gibt je eine übersichtliche Karte mit den Spezialitäten des Hauses, eine Wildkarte und eine Dessertkarte sowie ein reichhaltiges Weinangebot.
- Preis: Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
- Ambiente: Heimelig mit französischem Flair. Guter Mix von alt und modern.
- Aufgefallen: Täglich gibt es ein Menü für 20 Franken mit Vor- und Hauptspeise, einem Dessert und 3 dl Mineralwasser.
- Spezielles: Angeboten wird ein «Menu Surprise» mit vier bis neun Gängen. Das Menü variiert je nach Inspiration des Küchenchefs und Saison.
- Küchenchef: François Villard. mm