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Biel

Ich habe mich durch den First Friday gefressen…

Unser Spitzenkoch Philippe Berthoud hat sich für das BT den Magen vollgeschlagen.

Bilder: zvg
  • Dossier

Philippe Berthoud

Meine Mission startet in der Römerquelle – dem Knotenpunkt des First Friday’s und somit dem Headquarter der «Bieler des Jahres» Reto Blösch, Olivier Paratte und Patrick Weiss. Die kreativen und gut aussehenden Gründer des First Friday’s brauchen eigentlich keine Publicity mehr, da sie eh jeder kennt und aus diesem Grund schreibe ich nun über das Essensangebot in der Altstadt.

Nach einem Glas Weisswein mit den drei Herren um mich auf mein Dinner einzustimmen, schlendere ich langsam in Richtung Engelbrunnen. 18:45, blauer Himmel, 15°C und schon ziemlich viele Leute. Vorbei an Mosimann’s Bäckerstübli und dem Crèpes-Stand, immer wider small talkend, grüssend und hallo sagend, steigt mir Pop-Corn-Duft in die Nase. Vor dem Spielzeugladen «Gado» steht eine rote Popcorn-Maschine, ich kaufe eine Tüte für 2.- zum Apéro. Gleich daneben, chez Coiffeur Beatrice, wird «Chili con carne» in Meyer-Brot gefüllt. Dass lass ich mir auf keinen Fall entgehen und zahle zehn Franken für ein wunderbar scharfes Chili. Beatrice kann auch kochen (ich aber keine Haare schneiden).

Den letzten Bissen Chili noch im Hals, stosse ich vor dem Restaurant Du Bourg (Eröffnung ist Anfangs Mai geplant – es wird Spanisch) auf einen Herren, der mächtig Lärm macht. Auf einem kleinen Grill bereitet er sein «Kottu Rotti» vor. Das ist in Streifen geschnittenes Fladenbrot mit Kabis, Lauch, Linsen, Ei, vielen Gewürzen und Lammfleisch, welches mit zwei Kellen auf der warmen Platte laut gehackt, vermischt und mit einer Sauce garniert wird. Das tamilische Gericht schmeckt ausgezeichnet und für zehn Franken ist die Portion sehr gross. Der Herr verkauft das Gericht auch in seinem Take-away an der Juarvorstadt.

Nur so, en passent, genehmige ich mir in der Epicerie Batavia im Kirchgässli «Black Bean Chili Corn Waffle Nachos». Super knusprige Waffeln, schwarze Bohnen und Guacamole. Für neun Franken jeder Zeit wieder!

Wenn Du meinst, in mich passt nichts mehr rein, liegst Du falsch. Ich biege, nicht mehr so agil wie noch vor 20 Minuten, links ab. Und da liegen sie: Die Merguez von Peter Häberli, dem Altstadtmetzger. Rot gefärbt von Paprika und anderen Gewürzen räkeln sie sich auf dem Grill, brutzeln vor sich her und nehmen langsam Farbe an. Mit einem Stückli Brot und einer heftigen Portion Senf sind die beiden Würste schnell verdrückt. Das setzt meine Kasse um lumpige acht Franken zurück.

Mein Gang wird langsamer, ich fühle mich schwer. Der Hunger ist weg, aber der Gluscht bleibt.

Vor der «Biennoiserie» ein Schild: Gâteau aux trois Fromages. Ich kann nicht vorbei, muss zugreifen. Für fünf Franken erhalte ich ein Stück Gâteau, warm, mit leicht schmelzendem Käse. Der Ziegenkäse hat eine angenehme Säure, der Teig ist knusprig.

Liegen wäre jetzt cool. Stehen und gehen sind mühsam. Ich weiss nicht mehr genau wo ich mich befinde, ich schwitze. Ich gehe, schleppend.

Plötzlich lacht mich jemand an. Ein weiss-rotes Grinsen eines Spitzbubes in der Auslage von Mosimann’s Backstübli. Naja, wenn er will, ess ich ihn halt. Knusprig, süss, ein Traum.

Überall Stimmen, Gelächter, wirre Lichter. Der First Friday ist die kultivierte, niveauvolle, kleinere Cousine der Braderie. Biel lebt, die Altstadt bebt. Ich breche zusammen, voll wie Max und Moritz nach den Brathähnchen, aber glücklich.

Ich freue mich auf den nächsten ersten Freitag im Monat, denn vom vielfältigen Speiseangebot habe ich heute nur etwa die Hälfte probiert.

 

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