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Berthoud sucht

Auf der Suche nach dem besten Olivenöl

Regelmässig macht sich der Bieler Spitzenkoch Philippe Berthoud für das BT auf die Suche nach den besten Lebensmitteln. Diese Woche auf dem Programm: Wo erhält man das beste Olivenöl?

In welchem Laden in der Region findet man das beste Olivenöl? Philippe Berthoud hat für das BT den Test gemacht und gleich mehrere Sieger gekürt. Bild: Adobe Stock
  • Dossier

Philippe Berthoud

Glaubt man den im Internet publizierten Berichten, werden André Dummermuth, Leiter Werbemarkt bei Gassmann Groupe, und ich, wohl ewig leben. Wir haben Olivenöl getestet und dabei den goldenen Trank literweise geschlürft. Denn das Öl soll extrem gesund sein und das Cholesterin senken, gegen Herzinfarkt vorbeugen, soll bei Depressionen, Diabetes, Bluthochdruck und Tumorbildung helfen und wenn das nicht genug ist, sorgt es für eine aalglatte Haut und seidige Haare. Was will man mehr?

Im Herbst nach der Ernte werden die Oliven mit dem Kern gemahlen, danach wird das Öl durch Pressen oder Zentrifugieren von den restlichen Bestandteilen getrennt. That’s it.

Mit der Zeit zerfallen die Fette, meist durch Oxidation, was dann am Geruch erkennbar ist. Olivenöl sollte nicht länger als zwölf Monate nach dem Pressen aufbewahrt werden. Am besten vor Licht und Luft schützen.

Die Auswahl an Olivenölen ist riesig. Ob aus Spanien, Italien oder Griechenland, in jeder Preiskategorie buhlen sie in den Läden um Käufer. Doch welches dieser Öle ist das beste? Ich habe wahllos sieben Öle gekauft und diese degustiert.

Und wie erkennt man ein gutes Olivenöl? Geschmacksache. Fruchtigkeit, Bitterkeit und Schärfe sollten ausgeglichen und harmonisch sein.

Wir sind zwar keine Masters of Oliveoil, doch wir wissen, was uns schmeckt.

Hier das Ergebnis:


Filippo Berio, Olio Extra Vergine, gekauft im Coop

4.95 für 2.5 dl

Preis pro dl: 1.98 Franken

Legt Ihre Freundin wert auf glänzende Haare? Dann ist dieses Öl das ideale Geschenk. Quietscht eine Tür? Öle das Scharnier mit Filippo. Für die Küche empfehlen wir dieses Öl nicht. Hohe Bitterkeit, unharmonisch, keine differenzierte Aromaentwicklung im Abgang.


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Gran Delizia, D.O.P. Terra di Bari, gekauft bei Manor

14.50 für 5 dl

Preis pro dl: 2.90 Franken

Schönes Goldgelb mit grünen Reflexen, eher neutral im Auftakt, fruchtig mit einer angenehmen Bitterkeit. Grasige, grüne Noten in der Nase. Ausgewogen. Deutliche Schärfe im Abgang, der Geschmack bleibt lange im Mund. Ein gutes Öl zum Beispiel für ein Pesto und definitiv zu schade für die Haare.


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Olio extravergine di oliva, Nuova Casenovole, Demeter, gekauft im Bioladen Verse

27.40 für 5 dl

Preis pro dl: 5.50 Franken

Das teuerste Öl im Test zeigt ein helles Grün, ist angenehm mild in der Nase, hat eine leichte, angenehme Schärfe. Gut integrierte Bitterkeit. Schönes Süsse-/Säure-Spiel. Schmeckt mild holzig mit Marzipan-Mandel-Noten. Sehr gutes Öl für die kalte Küche.


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F. Lli Merano, Olio Extra Vergine da Olive Taggiasche, gekauft im Coop

23.95 für 7.5 dl

Preis pro dl: 3.19 Franken

Die in einer Goldfolie verpackte Flasche war eine gute Wahl. Das Öl hat eine goldgelbe Farbe, ist eher mild im Geschmack, die Süsse, Fruchtigkeit und Schärfe sind präsent und sehr harmonisch. Wieder ein Top-Öl. Ideal zum Verfeinern der Speisen am Tisch. Einige Tropfen auf Burrata und du sprichst nur noch italienisch. Basta.



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Natives Bio Olivenöl
aus Griechenland,
gekauft bei Aldi

9.90 für 7.5 dl

Preis pro dl: 1.32 Franken

Das billigste Öl im Test. Schönes Grün, angenehm in der Nase und sehr ausgewogen im Geschmack. Die leichte Schärfe bleibt bis am Schluss, übertönt aber nicht die Fruchtigkeit. Dezente Süsse. Der angenehm olivige Geschmack bleibt lange im Mund. Angenehmes Öl – ein Allrounder.


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Monini Classico,
gekauft in der Migros

7.30 für 4.5 dl

Preis pro dl: 1.60 Franken

Sehr bitter im Gaumen und brennend beim Schlucken. Kratzig, als hätte ich eine Katze mit ausgefahrenen Krallen geschluckt. Geschmacklich dünn. Geruch von Plastik. Null Fruchtigkeit, null Lust das Öl zum Kochen zu gebrauchen.


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Monini Monello
in der Bügelflasche,
gekauft in der Migros

16.40 für 7.5 dl

Preis pro dl: 2.18 Franken

Laut Flasche ist dieses Öl ungefiltert, dennoch ist es sehr klar. Schönes Grün mit leicht holzigem Duft, angenehm im Mund mit spürbarer Bitterkeit, leichte Schärfe. Rund. Nicht allzu viel Frucht und eher kurzer Abgang. Trotzdem ein solides Olivenöl zu einem sehr guten Preis.


Fazit
Zwei der getesteten Öle sind bei unserem Test klar durchgefallen. Einmal ein Öl von Monini und das Öl von Filippo Brio.

Gefallen hat uns jedoch der ganze Rest. Die teuren Öle sind ideal um die Speisen am Tisch zu verfeinern. Denn so kommt der volle Geschmack des Öls zur Geltung. Monini Monello und das Öl von Aldi sehen wir als Allrounder. André macht zum Saisonende seines Kräutergartens jeweils ein Kräuteröl – beide Öle würden sich dazu sehr gut eignen. Den Punktesieg holten sich gleich drei Olivenöle, nämlich das Demeteröl von Verse, das goldene für 23.95 vom Coop und zum Schluss das Monini Monello. Wobei das letztere klar das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet.

 

Info: Der Bieler Philippe Berthoud ist einer der wenigen Köche, die nicht in einem Restaurant oder Hotel tätig sind. Als selbstständiger Koch ist er vielseitig beschäftigt: Er schreibt Kochbücher, gibt Kochkurse und schreibt Rezepte für Firmen und Schulen.

In der Rubrik «Berthoud sucht» ist er für 
das BT jeden Monat als Testesser unterwegs. Der nächste Testbericht erscheint 
im Oktober.

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