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Eishockey

Dreifache Vorfreude auf den Eishockeyzirkus

Die drei Berner NHL-Verteidiger Roman Josi (Nashville), Mark Streit (New York Islanders) und Yannick Weber (Montreal) beantworten vor ihrer Abreise nach Nordamerika sechs Fragen.

  • 1/3 Roman Josi fliegt heute Vormittag nach Nordamerika. Der 22-Jährige freut sich: "Speziell die Heimspiele in Nashville sind ein Highlight." Bild: Andreas Blatter.
  • 2/3 Mark Streit reist am Mittwoch oder Donnerstag ab. Der Islanders-Captain sagt: "Es war ein Privileg, über solch lange Zeit zu Hause sein zu können." Bild: Keystone
  • 3/3 Yannick Weber fliegt am Mittwochmorgen nach Montreal. Der 24-Jährige will möglichst viel Zeit haben, sich zu akklimatisieren. Bild: Keystone
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Interviews: Reto Kirchhofer und Adrian Ruch

Wie beurteilen Sie die Lösung im NHL-Tarifstreit?

Roman Josi (Bern): Ich kann die Angelegenheit noch nicht beurteilen, weil ich mich über die getroffenen Beschlüsse noch nicht wirklich informiert habe.

Mark Streit (Bern): Es ist der beste Deal, der aus Sicht der Spielergewerkschaft auf den Tisch kam. Was uns die Klubbesitzer Anfang Sommer offeriert hatten, war weit von der jetzigen Lösung entfernt gewesen. Ich bin froh, hat es doch noch geklappt – eine Absage der NHL-Saison wäre für das Eishockey in Nordamerika mit dramatischen Folgen verbunden gewesen.

Yannick Weber (Servette): Weil viele Teambesitzer rote Zahlen schreiben, war uns Spielern von Anfang an klar, dass wir unserem Besitzstand nicht würden wahren können. Ich denke, die jetzige Lösung ist für beide Seiten in Ordnung. Ich kenne zwar noch nicht alle Details, aber wir müssen mit dem neuen Vertrag zufrieden sein – mehr war nicht herauszuholen.

Mit welchen drei Begriffen umschreiben Sie Ihre Zeit in der National League A?

Josi: Heimkommen, Teamspirit, Spass.

Streit: Bubentraum, Spass, Heimat.

Weber: Neue Erfahrung, Spielpraxis, Familiennähe.

Inwiefern konnten Sie von der Teilnahme an der Schweizer Meisterschaft profitieren?

Josi: Ich habe mein Augenmerk vor allem darauf gerichtet, mich im Defensivspiel zu verbessern. Seit ich die Liga 2010 verliess, ist sie nochmals deutlich ausgeglichener geworden. Jede Partie war hart, jeder Gegner stark – ich konnte extrem profitieren.

Streit: Für mich war die Situation perfekt: 2010 hatte ich ein ganzes Jahr verpasst, danach benötigte ich rund 50 Spiele, um den Tritt zu finden. Eine erneute Pause wäre für meine Karriere schädlich gewesen. Ich hatte in Bern einige Anlaufschwierigkeiten, doch während der letzten Wochen konnte ich mein Spiel verbessern und dem Team helfen. Ich bin «superzwäg» für den NHL-Start.

Weber: Die grössere Eisfläche, die ungewohnte Spielstruktur – es ist ein anderes Hockey als in der NHL. Und doch konnte ich einiges lernen. Ich bekam bei Servette eine grosse Rolle, sammelte viel Erfahrung und tankte Selbstvertrauen.

Worauf freuen Sie sich in der NHL am meisten?

Josi: Auf die Matchs an und für sich. Speziell die Heimspiele in Nashville sind ein Highlight, die Stimmung dort ist toll, darauf freue ich mich enorm.

Streit: Auf den Einlauf in die Stadien, auf die Spiele, die Intensität, meine Teamkollegen bei den Islanders, vor allem aber auf den hohen Rhythmus, der mir in der Schweiz gefehlt hat. In der NLA gibt es mal drei Partien pro Woche, dann zwei, danach eine Pause. Dieser abgehackte Spielrhythmus gefällt mir nicht, ich bestreite lieber drei, vier Matches pro Woche.

Weber: Auf alles in Montreal; diese Stadt ist meine zweite Heimat geworden. Die Canadiens sind eine sehr professionelle Organisation; es ist fantastisch, Teil des grossen Eishockeyzirkus zu sein, der die NHL ist. Ich freue mich logischerweise auch auf die Matchs an sich und darauf, mit meinen Teamkollegen wieder im gleichen Boot zu sitzen.

Was wird Ihnen in Nordamerika fehlen?

Josi: Familie, Freunde und meine SCB-Teamkollegen. Auch die Fans und die Stimmung in der Postfinance-Arena werde ich vermissen.

Streit: Es war ein Privileg, über solch lange Zeit zu Hause sein zu können. Ich war von meiner Wohnung in der Elfenau rasch im Stadion, war äusserst flexibel, sah meine Familie, meine Freunde, schlief im eigenen Bett. Das ist ein Luxus, den ich in den vergangenen Jahren nicht hatte, und der wird mir fehlen.

Weber: Ich habe mich wieder an die Schweiz gewöhnt. Vermissen werde ich vor allem meine Familie; die Eltern besuchten in Genf fast jedes Heimspiel. Zudem wird mir die familiäre Atmosphäre bei Servette fehlen. Wenn man vier Monate dabei ist, gehört man richtig zum Team; etliche der Genfer Mitspieler sind gute Kollegen geworden.

Wer wird Schweizer Meister?

Josi: Der SCB, natürlich (lacht).

Streit: Ich hoffe auf den SCB. Letztlich wird das Team mit der stärksten Defensive gewinnen. Mit Marco Bührer hat Bern einen sehr guten Goalie, in der Abwehr verfügt das Team mit Travis Roche über einen Spieler, der in offensiver Hinsicht NHL-Niveau aufweist. Dazu kommen etliche aktuelle oder ehemalige Nationalmannschaftsspieler. Die Basis ist sehr gut, auch die Mischung stimmt.

Weber: Ich muss doch auf Servette tippen. Es wird interessant sein, zu verfolgen, wie sich die Situation in der NLA nach dem Abgang der Lockout-Spieler entwickelt. Ich denke wirklich, dass Servette viel Potenzial und deshalb gute Chancen hat. Zuletzt war ich der einzige NHL-Profi im Team. Servette braucht die Spielweise nicht gross anzupassen, weil die Genfer anders als andere Mannschaften nicht den Topskorer ersetzen müssen.
 

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