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A Table

Eine Zufallsentdeckung ennet des Sees

Der Zufall verschlägt meine Begleitung und mich letzten Montagmittag nach La Neuveville.

Andrea Butorin

Das kleine Städtchen beherbergt erstaunlich viele Gastrolokale, doch montags sind die meisten zu, ausserdem ist Ferienzeit. Glück haben wir aber beim «Mille Or». Das Lokal wirkt schon von aussen sympathisch. Vor dem Eingang befinden sich in einem Zelt geschützt zwei hübsch dekorierte Tische mit bereitliegenden Fellen. Wir sind trotzdem froh, drinnen Platz zu finden. Und staunen, was wir antreffen: Das «Mille Or» ist nicht nur ein Restaurant, sondern auch ein Laden. Hinter dem Tisch, an dem wir platziert werden, sind zahlreiche Heilprodukte drapiert, die mit der berühmten Klosterfrau Hildegard von Bingen werben. Wir werden also während des Aufenthalts etwas anzuschauen haben. Doch erst kriegt das Essen unsere volle Aufmerksamkeit.

Die Begleitung hat sich bereits für das Menü entschieden: Vorab gibt es eine Süsskartoffelsuppe, dann einen Rindsschmorbraten im eigenen Saft mit Country Fries (23 Franken). Als zweites Menü wären Gnocchi mit Auberginensauce erhältlich, doch mir steht der Sinn nach Crêpes. Die kleine Karte bietet 
einige salzige und süsse Optionen, 
weiter sind Suppen und Salate erhältlich. Die Küche legt Wert auf Selbstgemachtes und Bioprodukte, wie die Angestellte Catherine sagt.

Meine Wahl fällt auf eine Crêpe mit Ziegenkäse, Datteln und Spinat (15.50 Fr.). Derweil wird schon die mit Blüten dekorierte Suppe gereicht. Lecker, aber etwas fad, befindet das Vis-à-vis und würzt deshalb nach.

In der Zwischenzeit füllt sich das Lokal immer mehr, sodass mittlerweile alle Tische besetzt sind. Während wir auf den Hauptgang warten, mustern wir das Interieur. An Decke und Wänden wurden bei der Restaurierung vor einigen Jahren die alten Strukturen wieder freigelegt. Zusammen mit der originellen Einrichtung ergibt das eine heimelige Atmosphäre.

Wiederum schön angerichtet werden der Rindsbraten und die Crêpe serviert. Ersterer ist zart und mit einer süsslich-vollmundigen Rotweinsauce garniert. Die Fries haben Biss, werden aber nachgewürzt.

Die Crêpe ist «comme il faut», hauchzart der Teig; Spinat, Ziegenkäse und Datteln ergänzen sich ideal. Zum Trinken bestellen wir je einen halben Liter selbst gemachten und leckeren Ingwersirup (à 6.80 Fr.).

Müssten wir zurück an die Arbeit, käme langsam Stress auf. Denn das 
Personal hat gerade sehr viel zu tun und lässt sich deshalb Zeit mit Abräumen. Wir aber haben zum Glück frei und Zeit für ein Dessert. Hier stünde heute selbst gemachter Apfel- und Mandelkuchen zur Auswahl. Ich zögere, wähle dann aber eine zweite Crêpe, dieses Mal 
«sucrée». Weil Vanilleeis aus ist, gibt 
es die Crêpe «Mille Or» stattdessen mit Pistazieneis und Caramel au beurre salé (14 Franken). Die Begleitung rundet 
das Mittagessen mit zwei Kugeln Eis ab (8 Franken).

Wir befinden: Für den kleinen Hunger ist das «Mille Or» einen Besuch wert, ein nächstes Mal würden wir uns überraschen lassen wollen, was das Küchenteam abends zu empfehlen hat.

Info: Le Mille Or, Grand-Rue 15, La Neuveville. Telefon: 032 751 14 22. Öffnungszeiten: Am besten vor Ort nachfragen, da wechselnd. Grundsätzlich Mo-Sa 8 bis 
18 Uhr; Fr+Sa-Abend: bei Reservation. 
So: 9 bis 17 Uhr.
Link: www.mille-or.ch

Le Mille Or, La Neuveville

  • Angebot: Tagesmenü, Crêpes, Suppen und Salate, selbst gemachte Backwaren und Patisserie
  • Preis: untere Preisklasse
  • Ambiente: gemütlich-rustikal. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1511 und wurde fachgerecht restauriert.
  • Aufgefallen: Im Restaurant integriert ist ein Bioladen. In normalen Zeiten 
finden regelmässig Veranstaltungen statt. Die Besitzerin Yolanda Schleiffer hat ausserdem vor, Hotelzimmer zu 
eröffnen. ab

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